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Angelia Jolie hat sich zur Identifikationsfigur für Frauen mit Brustkrebs gemacht.

Foto: APA

Schauspielerin Angelina Jolie steht rund um die Uhr im Fokus der Öffentlichkeit. Mit einer Meldung schockierte sie jedoch die ganze Welt: Aufgrund ihres genetisch bedingten erhöhten Risikos, an Brustkrebs zu erkranken, ließ sie sich vorsorglich beide Brüste amputieren und wiederaufbauen. Sie setzte so ein Zeichen, damit sich betroffene Frauen ihrer Möglichkeiten bewusst werden.

Mit Erfolg, erklären Wissenschafterinnen und Wissenschafter der Medizinischen Universität Graz. Sie konnten den Effekt statistisch belegen: Die Medienberichte über Jolies Umgang mit Brustkrebs veränderten die Wahrnehmung der Krankheit in der Öffentlichkeit.

Speziell in Bezug auf Brustrekonstruktionen konnte damit Aufklärungsarbeit geleistet werden. Denn nach der Entnahme des Tumorgewebes besteht die Möglichkeit einer Rekonstruktion mittels Implantaten oder durch körpereigenes Gewebe.

Prominente als Vorbilder

Die Studie unter Leitung des plastischen Chirurgen David Benjamin Lumenta von der klinischen Abteilung für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie der Med-Uni Graz zeigt den Effekt der Bewusstseinsbildung infolge der medialen Berichterstattung anhand zweier Online-Befragungen mit je 1.000 Teilnehmerinnen.

Demnach wissen seit der Berichterstattung in den Medien mehr Patientinnen darüber Bescheid, dass Brustrekonstruktionen möglich sind, nachdem eine oder beide Brüste abgenommen wurden. Einen deutlichen Anstieg stellten die Forscher beim Wissen über die Rekonstruktion durch körpereigenes Gewebe fest (11,3 Prozent Zuwachs). Vor allem das Wissen darüber, dass eine Brustrekonstruktion bei derselben Operation möglich ist, bei der die Brust entfernt wird, stieg nach der medialen Aufregung über Jolie stark (19 Prozent Zuwachs). 20,5 Prozent der Teilnehmerinnen der zweiten Befragung gaben an, dass die Berichterstattung über Jolies Entscheidung der Grund dafür war, sich mit dem Thema Brustkrebs intensiver auseinanderzusetzen.

Radikale Entscheidung

Mit der zunehmenden Bedeutung einer patientinnenorientierten Entscheidungsfindung im Gesundheitswesen steigt auch die Notwendigkeit der Aufklärung, damit Patientinnen die Entscheidung über ihren Umgang mit Brustkrebs selbst treffen können.

"Die Ergebnisse sind auch für Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet hilfreich, wenn sie Patientinnen über Brustkrebs informieren und behandeln", sagt David Benjamin Lumenta. Denn Jolies Beispiel kann ein Anhaltspunkt im Gespräch und für manche Patientinnen ein Vorbild sein. Die Offenlegung aller therapeutischen Möglichkeiten schafft nicht nur Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung, sondern kann auch für den persönlichen Umgang mit der Krankheit förderlich sein, "ein wichtiger Schritt für die Auseinandersetzung mit diesem Thema". (red, 30.9.2015)

Originalstudie

The Angelina effect revisited: Exploring a media-related impact on public awareness