Jene Flüchtlinge, die Österreich derzeit zum größten Teil auf dem Weg in Richtung Deutschland passieren, weisen trotz immer wieder auftauchender Verdachtsfälle für schwere Infektionserkrankungen im tatsächlichen Krankheitsfall nur relativ banale Gesundheitsprobleme auf. Die Häufigkeit der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen ist zurückgegangen, stellte zum Beispiel die Berufsrettung Wien fest.

"Es sind vor allem 'Husten, Schnupfen, Heiserkeit', Blasen von den Fußmärschen und eventuell Verdauungsprobleme durch die Umstellung der Ernährung", sagte ein Sprecher der Wiener Berufsrettung. Insgesamt habe in den vergangenen Tagen die Zahl der medizinisch betreuten Flüchtlinge in Wien abgenommen.

Tuberkulose nur Schreckgespenst

Eine größere Gefährdung durch immer wieder in der Öffentlichkeit auftauchende "Schreckgespenster" wie Tuberkulose oder gar Lepra sei nicht gegeben, betonen die Experten. "Negativ" lautete, wie auch die Sektionsleiterin für Öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium, Pamela Rendi-Wagner, bestätigte, der Befund nach der Abklärung eines Verdachtsmoments bezüglich einer Lepraerkrankung in Salzburg. Dass die Tuberkulose eine Krankheit ist, die häufiger unter Armen, Flüchtlingen und Kriegsopfern auftritt, ist eine seit vielen Jahrzehnten bekannte Tatsache.

Im Jahr 2013 wurden in Österreich 649 Tuberkulosefälle registriert. Dies entspricht einer Erkrankungshäufigkeit von 7,66 pro 100.000 Einwohnern. Die meisten Erkrankungen – 14,5 pro 100.000 Einwohner – wurden in Wien festgestellt. "Die rückläufige TB-Inzidenz (Neuerkrankungen pro 100.000 Personen und Jahr; Anm.) bei österreichischen Staatsbürgern setzte sich weiter fort, bei Personen mit nicht-österreichischer Staatsangehörigkeit blieb diese stabil", berichtete die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie erst im März dieses Jahres aus Anlass des Welt-Tuberkulosetages. Flüchtlinge gab es in Österreich auch schon vor der Entwicklung der vergangenen Wochen.

Impfungen werden empfohlen

Trotzdem geht es bei der Betreuung der Flüchtlinge auch um Fragen der Prävention von verhinderbaren Erkrankungen. Das Gesundheitsministerium hat eine kurze Impfempfehlung "für Personen, welche in Erstaufnahmezentren aufgenommen werden" formuliert.

Grundsätzlich sollte nach der Aufnahme in ein solches Zentrum auch der Impfstatus festgestellt werden. "Nicht dokumentierte Impfungen müssen als nicht erfolgt angesehen werden", heißt es in den Empfehlungen.

Prinzipiell sei nach dem Österreichischen Impfplan vorzugehen. Vorrangig aber seien bei Notwendigkeit folgende Impfungen in dieser Reihenfolge durchzuführen: Impfung gegen Masern, Immunisierung gegen Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten-Polio (Vorgehen je nach Altersgruppe unterschiedlich; Anm.) sowie eine Impfung gegen Meningokokken (Serotypen A, C, W, Y). Aber nicht vergessen werden darf, dass ein möglichst perfekter Impfschutz in der österreichischen Bevölkerung die zweite Notwendigkeit zur Vermeidung von Fällen "eingeschleppter" Infektionskrankheiten ist. (APA, 30.9.2015)