Wien – Das Landwirtschaftsministerium hat ihr mittlerweile fünftes Aktionsprogramm zur Förderung biologischer Landwirtschaft vorgelegt. Bis 2020 sollen zumindest um drei Prozentpunkte mehr Biobauern hinzukommen. Ein ambitioniertes Ziel nach Einschätzung von Landwirtschaftsminister Rupprechter (ÖVP). Derzeit sind knapp über 17 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe "Biobauern".
Laut Gertraud Grabmann, Obfrau des Biobauernverbands Bio Austria, müsse am Biosektor von einer "Stagnation auf hohem Niveau" gesprochen werden. Vor allem bei Biofleisch, insbesondere Rindfleisch herrsche zwar genügend Nachfrage aber zu wenig Biobauern auf der Anbieterseite. Mit dem Aktionsprogramm soll nun Jungbauernförderung, Förderung für Bergbauernhöfe und Zuschüsse für Biobetriebe gleichzeitig möglich sein und so neue Anreize schaffen, erklärte sie am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz in Wien.
Immer weniger Bauern
Mittlerweile wirtschaften fast 21.000 Betriebe unter dem Prädikat "Biobauern". Bis zum Jahr 2020 soll ihre Zahl "die 20-Prozent-Marke überschreiten", erklärte Rupprechter. Auch der Exportanteil soll erhöht werden. Zudem sei eine gezielte Exportoffensive durch die Agrarmarkt Austria (AMA) geplant. Genaue Exportzahlen oder Zielvorgaben für die nächsten Jahre nannte der Minister aber nicht.
Rupprechter hält das EU-USA-Freihandelsabkommen "TTIP" als "notwendig" – wegen "massiven Exportinteressen". Aber es brauche "Zusatzmittel" für Bauernförderungen, hatte er bereits vor einiger Zeit erklärt. Österreich kämpft seit Jahren mit einem Bauernsterben. Nach Angaben der Statistik Austria werfen jährlich rund 2.400 Betriebe das Handtuch. Der Minister muss den Spagat zwischen Förderung der "normalen" Landwirte und den Biobauern machen.
Der ungebrochene Trend zu Bioprodukten kommt ihm dabei entgegen. Die österreichischen Verbraucher haben Österreich innerhalb Europas zum Bio-Spitzenreiter katapultiert. Derzeit werden sieben Prozent der verkauften Frischeprodukte – ohne Brot und Gepäck – in Bioqualität verkauft. Wobei der Bioanteil bei Milchprodukten am höchsten ist, gefolgt von Frischgemüse, Kartoffeln und Eiern.
20 Prozent der Fläche
Das Einkommen der Biobauern ist im Vorjahr um zirka vier Prozent angewachsen. In Österreich gelten 20 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen als Biofläche. EU-weit liegt der Anteil bei fünf Prozent. Unsicherheiten über eine neue EU-Verordnung beim Anbau von Bioprodukten hat jedoch bei zahlreichen Betrieben zum Ausstieg geführt.
Vor allem in Tirol sei der Absprung groß gewesen, erläuterte Rupprechter. Die Verordnung sei mittlerweile "entschärft" worden. Konkret erklärte der Landwirtschaftsminister, dass die Grenzwerte der EU-Kontrollverordnung überarbeitet worden seien. Medienberichten zufolge hätten laut den neuen EU-Vorschriften Bauernhöfe nicht mehr konventionelle Landwirtschaft und Bio-Anbau gleichzeitig betreiben dürfen. Rupprechter zufolge beziehe der Großteil der Biobauern Förderungen aus dem EU-Topf. (APA, 30.9.2015)