Dieses Video zeigt nicht etwa einen "Teenage Mutant Ninja Turtle", sondern die streng geschützte Karettschildkröte Eretmochelys imbricata: Das weltweit erste Reptil, an dem Biofluoreszenz beobachtet wurde. Hinter dem Begriff verbirgt sich die Fähigkeit, Licht einer bestimmten Wellenlänge aufzunehmen und in einer anderen Wellenlänge und Farbe wieder abzustrahlen. Zuvor war Biofluoreszenz im Meer bereits bei Korallen, Krebstieren und einer Vielzahl von Fischen beobachtet worden, doch noch niemals bei Reptilien. Nicht verwechseln sollte man das Phänomen allerdings mit der Biolumineszenz, bei dem Tiere entweder selbst oder mithilfe von symbiontischen Bakterien Licht erzeugen.

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Der Meeresbiologe David Gruber und sein Team waren diesen Sommer auf den Salomonen, um Biofluoreszenz bei Korallen und kleinen Hai-Arten zu filmen: "Während einem unserer Nachttauchgänge taucht aus dem Nirgendwo plötzlich diese fluoreszierende Meeresschildkröte auf. Sie sah aus wie ein Alien-Raumschiff, überzogen mit einem Muster aus neongrün und rot leuchtender Farbe", erinnert sich der Wissenschafter der City University in New York, der auch für "National Geographic" tätig ist.

Es gelang den Tauchern, die Karettschildkröte mittels eines Videokamerasystems aufzuzeichnen, dessen einzige künstliche Lichtquelle blaues Licht war, dessen Intensität dem blauen Licht des umgebenden Meeres angepasst war. Durch einen Gelbfilter auf der Kamera konnten die die Wissenschafter die Fluoreszenz wahrnehmen.

Screenshot: Martin Gruber

Tiere nutzen Biofluoreszenz aus verschiedenen Gründen: Zur Verteidigung, zum Anlocken von Beute oder zur Kommunikation. In diesem Fall könnte sie von der Meeresschildkröte aber auch als Tarnung unter den ebenfalls fluoreszierenden Korallen im Riff genutzt werden, mutmaßen die Wissenschafter.

Dieser Fund eröffnet den Forschern eine Unmenge neuer Fragen: Woher haben die Meeresschildkröten diese Fähigkeit? Können sie das Leuchten an ihren Artgenossen selbst wahrnehmen? Haben auch andere Meeresschildkröten diese Fähigkeiten? Laut Gruber wird es sehr aber sehr schwierig werden, dieses Phänomen weiter an Karettschildkröten zu studieren: Die weltweiten Bestände sind in den letzten Jahrzehnten um 90 Prozent zurückgegangen und die Art ist als kritisch gefährdet eingestuft. (rede, 3. 10. 2015)