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Erst ab 1991 wurden Polizistinnen in das gesamte Aufgabengebiet der Polizei integriert.

Foto: APA/WERNER KERSCHBAUMMAYR

Wien – Vor 50 Jahren wurde in Wien unter dem damaligen Polizeipräsident Josef Holaubek der erste Polizeikurs für Frauen ausgeschrieben. Als "provisorische Polizeiwachmänner" waren die umgangssprachlich als "Holaubek-Mädels" bekannten Frauen damit Pionierinnen im Exekutivdienst.

"Heute sind Frauen bei der Polizei keine Seltenheit. Der Anteil der Frauen in der Exekutive nimmt seit Jahren ständig zu", betonte die Landespolizeivizepräsidentin Michaela Kardeis am Donnerstag in Wien bei einem Treffen ehemaliger Polizistinnen, die vor 50 Jahren als erste Frauen ihre Ausbildung in Wien begannen. Bereits im Jahr 2006 wurde ihr zufolge bundesweit die Zehn-Prozent-Grenze überschritten und alleine in Wien stellten die Beamtinnen mit 1.322 von insgesamt 7.600 Exekutivbeamten heute einen Anteil von 17 Prozent. Aktuelle Zahlen der Polizeischule Wien zeigen ebenfalls einen steigenden Trend: Von 850 Schülern sind 204 (24 Prozent) angehende Polizistinnen.

Wegen Personalmangel möglich

Seit der Öffnung der Wiener Polizeischule für Frauen im Jahr 1965 hat sich für die angehenden Polizistinnen viel geändert. "Damals hatten wir reine Mädchenklassen und in der Kaserne, in der wir untergebracht waren, hat eine Sittenwächterin Tag und Nacht darauf geachtet, dass alles in Ordnung ist", erzählte eine Beamtin der ersten Stunde. Auch der Ton in der Polizeischule sei damals noch militärischer gewesen und am Beginn ihrer Karriere mussten die Polizistinnen gemäß der strengen Kleiderordnung Röcke tragen.

Die neue Berufsmöglichkeit führten die anwesenden Frauen auf den damaligen Personalmangel bei der Polizei zurück. "Es gab kaum männliche Bewerber und daher hat Holaubek den Entschluss gefasst, auch Frauen zuzulassen." Offiziell waren die Politessen bis zum Jahr 1971 für die Überwachung des ruhenden Verkehrs (also für die Kontrolle von Halte- und Parkverboten) eingesetzt, erst ab 1991 wurden Polizistinnen in das gesamte Aufgabengebiet der Polizei integriert.

Lediglich mit Trillerpfeife ausgestattet

Auch das Tragen einer Waffe war vorerst den Kollegen vorbehalten, die "provisorischen Polizeiwachmänner" waren lediglich mit einer Trillerpfeife ausgestattet. "Ich kann mich erinnern, dass ich einmal zu einem Einsatz im Stadtpark gerufen wurde. Ich hatte zwar nur meine Pfeife, aber man hat sich auch damit durchsetzen können", sagte eine ehemalige Beamtin, die auf eine 37-jährige Karriere bei der Polizei und sogar im Kriminaldienst zurückblicken kann.

Rückblickend würde sie sich wieder für den Polizeiberuf entscheiden. "Heute ist vieles einfacher und auch der Aufstieg in der Karriere ist für die Frauen möglich." (APA, 1.10.205)