Anerkannte Flüchtlinge auf dem österreichischen Arbeitsmarkt.

Grafik: STANDARD

Wien – Die Zahl der als arbeitslos gemeldeten anerkannten Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten (kein Asylgrund laut Genfer Konvention, aber trotzdem gefährdet) hat sich in den vergangenen zwei Jahren fast verdoppelt. Das geht aus einer Auswertung des AMS hervor. Mit Ende September waren 19.000 Flüchtlinge arbeitslos. Damit ist derzeit einer von zwanzig Arbeitslosen in Österreich ein Flüchtling. Die Jobsuche ist aber nicht aussichtslos: 4.700 Flüchtlinge haben heuer laut AMS schon einen Job gefunden.

Der Flüchtlingsandrang der vergangenen Wochen und Monate spiegelt sich in den Zahlen noch nicht wider, weil nur Menschen mit positivem Asylbescheid mitgezählt werden. Vier von fünf Flüchtlingen haben nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss. Syrer sind im Vergleich besser gebildet. Die Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, weil das AMS Schwierigkeiten hat, die Qualifikation der Menschen genau zu erfassen. Derzeit läuft aber ein fünfwöchiges Pilotprojekt, bei dem 1.000 Flüchtlingen in Wien relativ unkompliziert Ausbildungen anerkannt werden sollen.

Wie sich der starke Anstieg der Asylanträge auf den Arbeitsmarkt auswirkt, lässt sich noch nicht sagen. Wegen der schwachen Konjunktur wird aber mit einer höheren Arbeitslosigkeit gerechnet.

Jobs in Mangelberufen

Der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Christoph Neumayer, hofft, Flüchtlinge in Mangelberufen, die bislang nicht von Österreichern besetzt werden, einsetzen zu können. "Der Klassiker ist der Schweißer", sagte Neumayer am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Die Österreicher müssten sich aber nicht fürchten, Flüchtlinge würden keine Jobs wegnehmen, sondern neue schaffen. Neumayer forderte gemeinsam mit dem Chef des Fiskalrats, Bernhard Felderer, Investitionsanreize für Unternehmen. Die Stimmung sei schlecht und die Konjunktur deshalb schwach.

Die Situation am Arbeitsmarkt spannt sich indessen weiter an. Die um saisonale Schwankungen bereinigte Arbeitslosenrate inklusive Schulungsteilnehmern ist im September auf 10,9 Prozent gestiegen. Zu Jahresbeginn lag sie noch bei 10,3 Prozent. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht. Der Wifo-Ökonom Helmut Mahringer rät aber dazu, die Zahlen nicht überzuinterpretieren. "Es werden sicher mehr, aber die Umstellung der Schulungspolitik des AMS verzerrt die Statistik", sagt er. (sat, 1.10.2015)