Die Flüchtlinge, die in den Messehallen vor einigen Wochen untergebracht waren, ...

Foto: Expo Real / Messe München

... sind zwar nicht mehr da – das Thema dürfte aber auch während der Expo Real beschäftigen.

Foto: Expo Real / Messe München

Im offiziellen Programm für die heurige Expo Real in München finden sich Schlagwörter wie Urbanisierung und Digitalisierung. Vor allem abseits des Podiums wird es heuer aber stark um die Flüchtlingsproblematik gehen, vermutet der neue Messechef Klaus Dittrich, der in der Messe München bis vor wenigen Tagen Flüchtlinge beherbergt hat (siehe unten).

Neulinge und Rückkehrer

Er erwartet sich für heuer eine erfolgreiche Messe, der Branche gehe es gut: Bei 110 Milliarden Euro lag das Investmentvolumen auf den europäischen Gewerbeimmobilienmärkten im ersten Halbjahr 2015 laut Savills, um ein Viertel mehr als im ersten Halbjahr 2014.

1692 Aussteller sind heuer mit dabei, darunter auch zahlreiche Expo-Neulinge und -Rückkehrer: Es wird erstmals einen kleinen Pavillon des United Kingdom geben, nach zwei Jahren Pause präsentiert sich heuer auch Frankreich wieder. Auch eine japanische Delegation ist heuer erstmals dabei, die Vereinbarung zur Gründung einer deutsch-japanischen Real Estate Association soll auf der Messe unterschrieben werden.

Österreichs Politik bleibt fern

Über das "breite Spektrum an politischen Repräsentanten", etwa aus Deutschland, Russland bis hin zu Tansania, freuen sich die Veranstalter. Nur die österreichische Politik bleibt der Expo größtenteils lieber fern. In München schiebt man das auf den tobenden Wahlkampf in der Bundeshauptstadt, während dessen sich Politiker nur ungern auf Messen blicken lassen.

Unternehmer würden den Anschluss an die österreichische Politik aber suchen, sagt Claudia Boymanns, Projektleiterin der Expo Real. Dass die Politik sich das entgehen lässt, findet sie schade: "Denn Standortförderung ist auch ein politisches Thema." Sie würde sich beispielsweise mehr österreichische Städte bei der Expo Real wünschen – etwa Salzburg, Innsbruck und Graz.

Wiener Smart-City-Projekte

Was die Aussteller angeht, so ist Österreich dafür traditionell nach Deutschland am stärksten vertreten: 78 sind es insgesamt heuer, um sieben mehr als im Vorjahr. Ein Großteil wird sich an den beiden heimischen Gemeinschaftsständen präsentieren.

Auch bei der Sonderschau "Intelligent Urbanization" ist Österreich dabei: Wien und Stockholm stellen hier ihre Ansätze zur Stadtentwicklung und -planung vor. Wien präsentiert zwei Smart-City-Projekte, nämlich die Seestadt Aspern und Liesing. Dazu wird auch der Leiter der Wiener Stadtentwicklungsabteilung, Andreas Trisko, am Montag einen Vortrag halten.

Flüchtlinge in der Messe München

Abseits der Podien wird mit der Flüchtlingsproblematik auch ein sehr viel menschlicheres Thema für Gesprächsstoff sorgen. "Das bewegt derzeit die Menschen", sagt Messechef Dittrich. Und es sei ein Thema, das auch die Immobilienwirtschaft fordert: "Denn die, die anerkannt werden, werden früher oder später Wohnraum brauchen." Unterkünfte für die Ankömmlinge werden aber auch weitaus kurzfristiger gesucht – und gefunden: In den Hallen, in denen während der Expo Real drei Tage lang genetzwerkt wird, waren bis vor kurzem Flüchtlinge untergebracht. "Zu Spitzenzeiten standen hier 3000 Betten", sagt Dittrich.

Insgesamt dreieinhalb Hallen seien für eineinhalb Wochen zur Verfügung gestellt worden. Im Vorfeld musste alles schnell gehen: "Der Anruf, dass die Halle benötigt wird, kam um 8 Uhr morgens, um 14 Uhr war alles vorbereitet, um 16 Uhr kamen die ersten Flüchtlinge." WLAN wurde den Neuankömmlingen zugänglich gemacht, Ladestationen für Handys wurden organisiert. Viele der Kinder seien so dehydriert gewesen, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden mussten.

Veranstaltungen zum Thema

Seit kurzem sind die Hallen nun wieder leer, um die Vorbereitungen für die Expo Real zu gewährleisten. "Man wird den Hallen nicht mehr anmerken, was hier stattgefunden hat", so Dittrich.

Auch auf dem Podium werden Flüchtlinge wohl für Gesprächsstoff sorgen. Am Dienstag etwa lädt der Düsseldorfer Immobilienentwickler Aengevelt zu einer Podiumsdiskussion, bei der die Frage gestellt wird, wie viel mit der Unterbringung von Flüchtlingen verdient werden darf. Ebenfalls am Dienstag wird es im Expo-Real-Forum eine Keynote bezüglich "Black-Swan-Risiken", also unvorhersehbarer Ereignisse, geben. Ein Aspekt davon wird auch die Flüchtlingsthematik sein. (Franziska Zoidl, 2.10.2015)