Die Fledermaus Palaeochiropteryx tupaiodon war ein früher Vertreter einer überaus erfolgreichen Säugetierordnung: Fledertiere stellen heute ein Fünftel aller Säugetierspezies.

Foto: Senckenberg-Forschungsinstitut

Frankfurt – Wissenschafter des Senckenberg-Forschungsinstituts haben gemeinsam mit internationalen Kollegen die Farbe fossiler Säugetiere bestimmt. Man konnte bislang zwar beispielsweise die Farbe von Tieren nachweisen, die erst in geologisch jüngster Vergangenheit ausgestorben sind – und so unter anderem nachweisen, dass manche Wollhaarmammuts offenbar blond waren. Die nun analysierten Tiere, zwei aus der Grube Messel stammende Fledermäuse, sind mit 48 Millionen Jahren aber wesentlich älter.

Da Säugetiere im Gegensatz zu Sauropsiden wie Vögeln oder Schlangen nur eine sehr eingeschränkte Farbpalette aufweisen, wird das Ergebnis niemanden überraschen: Die beiden Fledermausarten Palaeochiropteryx und Hassianycteris, die trotz ihres hohen Alters heutigen Fledermäusen bereits sehr stark ähnelten, waren braun. Aber immerhin rötlich-braun.

Melanin-Analyse

Das Forscherteam hat mit einer Kombination aus morphologischen, chemischen und experimentellen Methoden fossiles Melanin nachgewiesen. Melanine sind rötliche, braune oder schwarze Pigmente, die die Färbung von Haut, Haaren, Federn und Augen bewirken.

Renate Rabenstein aus der Abteilung Messelforschung am Frankfurter Senckenberg-Forschungsinstitut erklärt, was das wesentliche Untescheidungsmerkmal ist: "Es gibt zwei Varianten von Melanin: das braun-schwarze Eumelanin und das gelblich-rote Phäomelanin." Deren mikroskopisch kleinen Strukturen unterscheiden sich auch optisch stark – Phäomelanine bilden im Durchmesser etwa 500 Nanometer große, rundliche Strukturen, Eumelanine sind langgestreckt und etwa eine Mikrometer groß.

Lange Zeit wurde in der Wissenschaft diskutiert, ob es sich bei den winzigen Strukturen tatsächlich um Melanine oder eher um Bakterien handelt, die am toten Tier fraßen, während die Konservierung einsetzte. Mit Experimenten konnten die an der aktuellen Studie beteiligten Forscher Letzeres widerlegen: Sie stellten Fossilisationsprozesse – hoher Druck und hohe Temperatur – mit heutigen Pigmenten nach und fanden heraus, dass die Melanine die Fossilisation tatsächlich überdauern.

Methode hat sich bewährt

Rabenstein glaubt, dass die Methode nun auch auf andere Fossilien übertragen werden kann: "Wir können nun unser Wissen auf weitere Tierarten – bis hin zu Dinosauriern und Co – anwenden und versuchen das Farbrätsel zu lösen." (red, 2. 10. 2015)