Wenn die Liebe, die nicht so wirklich aufs Schmoren steht, und schon gar nicht jenes von Rindern, sehnsüchtig seufzt über das Bild eines Brasato al Barolo. Und wenn ich, der Süßes nicht so wirklich mag, mit ein wenig Wehmut an wirklich fetten saftig-geilen, bitterschokoladig-mandeligen Bunet zurückdenkt. Dann kann das kein ganz schlechtes Wirtshaus sein, jedenfalls aus meiner nicht immer bescheidenen Sicht.

Hier ist eigentlich von keinem Wirtshaus die Rede, dafür kommt mir das Sotto La Mole ein bisschen zur elegant daher. Und unter der Mole hat natürlich nichts mit Wasser zu tun, wie die weltgewandte, universalgewandte Schmeck's-Leserin weiß. Wobei – in diesem Fall schon.

Klein-Venedig 2014

Wir schreiben Herbst 2014, und zwar Norditaliens niederschlagsreichste vier Tage seit Fidlergedenken – das ist schon eine ganze Weile. Wir haben es in diesen vier Tagen nicht auf das einst höchste Bauwerk Europas, womöglich gar irgendwann der Welt geschafft – wegen Dauerregens und ein bisschen unpraktischer Schließtage.

Aber wenn schon nicht auf der Mole, dann zumindest drunter Freude haben, wenn schon nicht Panorama und etwas Höhenangstthrill, dann wenigstens Gusto. Sehen sie selbst:

Hahn im Turm

Da hat der Hahn den Salat – und gar keinen schlechten, wiewohl für den Hahn natürlich schon. Oder eigentlich, wenn ich das richtig übersetze, das Hähnchen. Fand ich nicht wahnsinnig prickelnd, aber sehr okay – vielleicht hätte ich aber einfach die Primi doch länger studieren und durchdenken sollen.

Aber: Es soll mir in meinem Leben kein schlechterer Hühnersalat mehr auf den Tisch kommen. Und das mein' ich durchaus als Kompliment.

Foto: Harald Fidler

So ein Käse

Kürbisgnocchi mit Testún – wenn die Liebe einmal ein Gericht lobt und wiederhaben will, das ordentlich Käse enthält... ja, Sie können den Satz inzwischen selbst vervollständigen, verstehe.

Foto: Harald Fidler

Best of Schmoren

Wo wir schon bei den herausragenden Erinnerungen sind, auch gegen sonstige Essgewohnheiten, und bei dem ausdrücklichen Wunsch nach Wiederkehr: Brasato al Barolo, könnte man wohl noch ein bisschen freundlicher fotografieren.

Ich könnte nun einwenden: Klar, 2010 war ja nun wirklich kein schlechter Barolo-Jahrgang, auch wenn ich die Produkte des Hauses Brezza bisher nicht ohne in sie eingelegtes und geschmortes Rind probiert habe.

Aber das war schon eines der besten Huftierschmores meiner Piemont-Karriere – und die ist lang und gepflastert mit zu trockenen Brasati (sofern das tatsächlich der Plural von Brasato ist, Italienisch hab' ich noch immer nicht über Stammelniveau gelernt).

Foto: Harald Fidler

Schöne Schnecken

Schnecken und Lauch und ein Steinpilzknödel: Wie könnte ich daran vorbeibestellen? Eben. Und: Was sehr gut klingt, schmeckt auch ziemlich gut.

Nur: eine Finanziera in einem Lokal wie diesem auszulassen, erscheint mir nachträglich als ausgesprochen unpiemontesischer Zug.

Ich fürchte voller Vorfreude: Wir müssen noch einmal zur Mole, auf die Mole und unter sie. Schon wegen der Hahnenkämme, auf die ich abfahre, wie Schmeck's-Kennerinnen und -Kenner wissen..

Foto: Harald Fidler

What a Cotta

Die Panna Cotta war ihr Schicksal – und ein Vergleichstest aus unserem Kurztrip führt die Liebe zum Schluss: Im Sotto La Mole gab's eine der besten, wenn nicht gar die beste in unserer Visite.

Foto: Harald Fidler

Diese Netigkeit

Bunet: Mandel, Schokolade, nicht ganz jugendfrei, aber umso piemontesischer. Nehm' ich, schon damit die Liebe ein Stück meiner Zweitheimat kennenlernt. Und damit ich wieder einmal ein wesentliches Stück dieser Zweitheimat koste.

Fett, saftig, gut. Aber jetzt hab' ich wieder genug Bunet für 13 bis 16 Jahre. Vermute ich. Bis ich wieder an Asti westwärts vorbeigerauscht bin. Demnächst. Und diesmal hoffentlich auch wieder auf der Mole. (Harald Fidler, 6.10.2015)

Ristorante Sotto La Mole

Sechs ziemlich schöne Gänge, etwas Wein, Wasser, Kaffee: 87,50 Euro.

Foto: Harald Fidler