London/Guantanamo – Der letzte Guantanamo-Häftling mit Aufenthaltsrecht in Großbritannien, Shaker Aamer, ist vor seiner in Aussicht gestellten Freilassung in dem US-Gefangenenlager einem Medienbericht zufolge in einen Hungerstreik getreten. Dies sei aus Protest gegen eine erzwungene Blutentnahme geschehen, berichtete die britische Zeitung "Mail on Sunday".

"Es heißt nichts, dass die Papiere unterzeichnet sind – bevor ich rauskomme, ist noch alles möglich", sagte der seit dem Jahr 2002 in Guantanmo einsitzende Aamer demnach in einem Gespräch mit seinem Anwalt Clive Stafford Smith.. "Ich weiß, dass es Menschen gibt, die wollen, dass ich nie wieder die Sonne sehe." Aamer sei nach eigenen Angaben auch weiterhin Ziel von Misshandlungen, berichtete die Zeitung. Einige Unterstützer Aamers vermuten, er könnte so lange festgehalten werden, weil er auch Zeuge von Folter an Mitinsassen geworden sei.

Freilassung Ende Oktober erwartet

"Es hat vielleicht niemand mehr in Guantanamo gelitten als Shaker Aamer, weil er für seine Rechte und die von anderen eingetreten ist – dafür wurde er immer wieder bestraft", sagte Stafford Smith der "Mail on Sunday". Der Anwalt geht davon aus, dass Aamer Ende Oktober freikommen könnte.

US-Soldaten hatten den gebürtigen Saudi-Araber, der mit einer Britin verheiratet ist, im Dezember 2001 in Afghanistan gefangen genommen. Im Februar 2002 wurde er auf den US-Militärstützpunkt Guantanamo Bay auf Kuba gebracht. Er wurde verdächtigt, dem Terrornetzwerk Al-Kaida zugearbeitet zu haben. Obwohl die US-Behörden im Jahr 2007 zugaben, dass keine Beweise gegen Aamer vorlägen, blieb er in Guantanamo. (APA, 4.10.2015)