Bild nicht mehr verfügbar.

Für Lehrpersonal der Universität Kairos nun verboten: Die Verschleierung des Gesichts.

Foto: REUTERS/Amr Abdallah Dalsh

Mit Beginn des neuen Semesters dürfen an der Kairoer Universität Professorinnen und Assistentinnen ihr Gesicht nicht mehr verhüllen. Gaber Nasser, Rektor der Universität, hat ein Dekret erlassen, das künftig das Unterrichten mit Gesichtsschleier verbietet. Um mit den Studenten kommunizieren zu können, dürfe das Lehrpersonal an der renommiertesten Universität Ägyptens bei theoretischem oder praktischem Unterricht sowie in Labors nicht mehr mit verhülltem Gesicht unterrichten, heißt es in dem Erlass.

Der Entscheid hat eine heftige Kontroverse ausgelöst – und es ist nicht das erste Mal, dass dieses Thema für Schlagzeilen sorgt. Bereits vor mehreren Jahren hatte man an einer ägyptischen Universität versucht, Studentinnen und Professorinnen den Gesichtsschleier zu verbieten. Großscheich Mohammed Sayed al-Tantawi, die höchste theologische Autorität im sunnitischen Islam, hatte damals das Tragen von Gesichtsschleiern an der Universität Al-Azhar untersagt. Ein Gericht hatte aber die Klage einer Professorin gutgeheißen.

Munaqabat – von Kopf bis Fuß schwarz verhüllte Frauen – sind im ägyptischen Straßenbild nichts Ungewöhnliches. Immer öfter trifft man sie auch in mondänen Sportclubs oder teuren Strandhotels. Auch unter Studentinnen nimmt diese Form der Bekleidung zu, fast wie eine Modeströmung; oft tragen sie Töchter von unverschleierten Müttern. Für den Gesichtsschleier gibt es keine theologische Begründung. Er ist eine persönliche Wahl und in manchen Gegenden lokale Tradition. Am heiligsten Ort der Muslime, in Mekka, ist er verboten.

Persönliche Freiheit

Das Argument, Kommunikation als Grundlage jeder Lehre sei mit verhülltem Gesicht nicht möglich und es sei daher das Recht der Studenten, das Gesicht der Vortragenden zu sehen, hat viele Anhänger. Die Gegner – nicht nur aus religiösen Kreisen – machen die persönliche Freiheit, zu tragen was man will, geltend. Das Verbot könnte deshalb sogar gegen die Verfassung verstoßen, meinen sie.

Nasser muss sich aber die Frage gefallen lassen, weshalb das Verbot genau jetzt, wenige Tage vor der ersten Runde der Parlamentswahlen, erlassen wird, in deren Vorfeld eine heftige Kampagne gegen religiöse Parteien, vor allem gegen die salafistische al-Nour, läuft. Denn das "Problem" ist kein gravierendes. Wie der Rektor der lokalen Presse sagte, seien gerade einmal zehn Frauen aus dem Lehrkörper von der Maßnahme betroffen. (Astrid Frefel aus Kairo, 5.10.2015)