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Verwandte und Freunde trugen am Sonntag in Jerusalem Rabbi Nehemia Lavi zu Grabe. Angriffe auf Israelis schürten am Wochenende die Sorge vor einer Eskalation des Konflikts mit den Palästinensern.
"Leider kommt so etwas öfter vor, der Unterschied ist, dass das diesmal vor unserer Haustür war", sagte Markus Bugnyar, der Leiter des Österreichischen Hospizes in Jerusalem, zum Standard. Samstagabend hatte sich auf der Via Dolorosa unmittelbar vor dem Eingang des Pilgerhauses die jüngste tödliche Attacke ereignet. Ein junger Palästinenser überfiel jüdische Passanten mit einem Messer – er tötete zwei Männer und verletzte eine Frau und ein Baby. Der Angreifer konnte offenbar auch noch mit der Waffe eines seiner Opfer schießen, ehe er selbst von der Polizei erschossen wurde. Mit dem Hospiz selbst hatte der Anschlag nichts zu tun – im Salon hatte gerade ein Konzert des tschechischen Martinu-Quartetts begonnen. Zunächst habe man geglaubt, es seien bloß "Feuerwerkskörper" detoniert, so Bugnyar. Die Besucher mussten rund eineinhalb Stunden warten, ehe sie das Gebäude verlassen konnten.
Verstärkte Spannungen
Das Umfeld des Hospizes bilden Gassen, auf denen oft gleichzeitig große Zahlen von Christen, Juden und Muslimen relativ friedlich unterwegs sind. Doch seit dem Beginn mehrerer jüdischer Feiertage vor vier Wochen haben palästinensische Angriffe in und um Jerusalem die Spannungen verstärkt. Sonntagfrüh hat in Jerusalem wieder ein junger Palästinenser einen Israeli mit einem Messer attackiert, auch dieser Angreifer wurde erschossen. Die Polizei zeige nun die "größte Präsenz, die es jemals in der Altstadt gab", sagte Israels Sicherheitsminister Gilad Erdan, spontane Attacken von Einzeltätern seien aber schwer abzufangen. Nun wurde bis zum Ende des jüdischen Laubhüttenfestes Montagabend der Zugang zur Altstadt für Palästinenser, die nicht dort wohnen, gesperrt.
Im Westjordanland kam es in den vergangenen Tagen an verschiedenen Stellen immer häufiger zu Krawallen und Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten. Die Palästinenser meldeten dabei dutzende Verletzte. Die palästinensische Führung warf Israel eine "Eskalationsstrategie" vor, während israelische Politiker Palästinenserpräsident Mahmud Abbas beschuldigen, er würde durch seine Reden zur Gewalt "aufwiegeln". Der rechte Flügel der israelischen Regierungskoalition forderte Premier Benjamin Netanjahu auf, entschlossener gegen den Terror vorzugehen. Zugleich machte die Linksopposition Netanjahu dafür verantwortlich, dass "es in Israel keine Sicherheit gibt". (Ben Segenreich aus Tel Aviv, 4.10.2015)