Bei den meisten Patienten, die unter dem sogenannten Grünen Star leiden, schädigt ein erhöhter Augeninnendruck den Sehnerv der Patienten. Ist dieser medikamentös nicht zu senken, hilft meist nur noch ein operativer Eingriff. Zunehmend werden in diesem Fall minimal invasive Eingriffe durchgeführt.

Wissenschaftler der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg zeigen, dass Übergewicht den Erfolg der sogenannten Trabektom-Operation mindert. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) verleiht Alexandra Anton und Koautoren für ihre in den "Klinischen Monatsblättern für Augenheilkunde" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) veröffentlichte Studie den Theodor-Axenfeld-Preis.

Übergewicht nimmt zu

Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes (RKI) sind rund zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland übergewichtig. Die Anzahl der Patienten, deren erhöhtes Körpergewicht direkt Beschwerden hervorruft und die Therapie von Erkrankungen erschwert, steigt kontinuierlich – auch in der Augenheilkunde. Einer Hochrechnung weltweiter Daten zum Glaukom zufolge werden 2020 fast 80 Millionen Menschen an der Augenkrankheit leiden. "Somit wird auch die Zahl übergewichtiger Glaukompatienten ansteigen", erklären Dr. med. Alexandra Anton und Kollegen.

Vor diesem Hintergrund haben die Freiburger Wissenschaftler die Operationsergebnisse von 131 Glaukom-Patienten mit deren Körpergewicht abgeglichen. Dabei stellten sie fest, dass es bei der Gruppe mit einem Body Mass Index (BMI) größer 25 kg/m² nicht gelang, den zuvor gemessenen Augeninnendruck um mindestens 20 Prozent zu senken, ohne im Anschluss weiterhin drucksenkende Medikamente zu geben.

Übergewichtige haben damit eine reduzierte Erfolgsaussicht bei der Operation gegenüber Normalgewichtigen. "Insofern die Patienten bereit sind, nach dem Eingriff weiterhin Augentropfen zu nehmen, kann der BMI bei der Indikationsstellung zur OP vernachlässigt werden, die Ergebnisse gleichen sich an ", so die Autoren. "Den Umkehrschluss, dass eine Gewichtsabnahme das Ergebnis verbessert, konnten wir aus den vorhandenen Daten bisher nicht ziehen", erklärt Anton.

Anstoß für weitere Untersuchungen

Eine weiterer Diskussionspunkt der ausgezeichneten Studie: Obwohl Übergewichtige einen erhöhten Augeninnendruck haben, haben sie kein erhöhtes Risiko, ein Glaukom zu entwickeln. Denn bei hohem BMI ist gleichzeitig der Druck innerhalb der Schädelhöhle erhöht. Die Wissenschaftler diskutieren, dass dieser erhöhte Liquordruck, den Druckunterschied zwischen Auge und Hirnwasser reduziert. Der Sehnerv wird daher weniger belastet.

Für die DOG ist der Beitrag der Freiburger Ärzte um Dr. med. Alexandra Anton ein wichtiger Anstoß für weitere Untersuchungen. Die Einbeziehung des BMI als Risikofaktor zeigt, das sich das Glaukom nicht auf einen erhöhten Augeninnendruck reduzieren lässt, sondern auch Liquordruck und Druckverhältnisse eine Rolle spielen, so die Juroren. Die Jury setzt sich aus der Schriftleitung der "Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde" und Vertretern der DOG sowie der ophthalmologischen Fachgesellschaften der Schweiz und Österreich zusammen. (red, 5.10,2015)

Originalstudie:

Einfluss des Body-Mass-Index auf den Erfolg nach Trabektomoperation