Algier – Der ehemalige Anführer der algerischen Terrorgruppe Armee des Islamischen Heils (AIS) will eine Partei gründen. Madani Mezrag (55) sorgt damit für Ärger in dem nordafrikanischen Land. "Wir haben politische Rechte", sagte Mezrag, der zu Zeiten des Bürgerkriegs den bewaffneten Flügel der Islamischen Heilsfront FIS leitete, am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Mezrag verwies auf die bei einem Referendum vor zehn Jahren befürwortete "Charta für Frieden und nationale Versöhnung", die eine Amnestie für islamische Extremisten beinhaltete.

"Schwarzes Jahrzehnt"

Staatschef Abdelaziz Bouteflika hatte zuvor das Vorhaben Mezrags zurückgewiesen. Ein Präsidentenberater begründete dies ebenfalls mit der Charta, die den Algeriern das Recht gebe, sich gegen eine Wiederholung der Ereignisse der 1990er-Jahre zu schützen.

Mezrag betonte, er werde keine Bemühungen scheuen, um diesen Artikel, der ihn davon abhalte, in die Politik zurückzukehren, zu ändern. Er und seine Unterstützer hätten aus Rücksicht auf die Opfer mit der Parteigründung schon länger als notwendig gewartet.

Das "schwarze Jahrzehnt" begann in Algerien mit der Annullierung der Parlamentswahl 1992, bei der sich ein Sieg der Islamischen Heilsfront abgezeichnet hatte. Es folgten bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen islamistischen Extremisten und der Staatsmacht. 1994 gründete sich die AIS-Terrorgruppe. Während des Bürgerkriegs wurden nach Schätzungen etwa 150.000 Menschen getötet. Anfang Jänner 2000 kündigte die AIS an, sich im Rahmen eines Amnestiegesetzes aufzulösen. (APA, 5.10.2015)