London – Einmal ein bisschen James Bond sein: In London gibt es viele Möglichkeiten, auf den Spuren des britischen Spions zu wandeln. Eine auf 007 spezialisierte Location-Tour beinhaltet etwa eine Kajakfahrt zum Ausweichquartier des MI6 – ganz so wie Daniel Craig in "Spectre". Flott wie bei der Verfolgungsjagd in "Die Welt ist nicht genug" geht es bei einer Speedboot-Fahrt über die Themse dahin.

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"Hier handelt es sich um das vorübergehende Quartier des Geheimdienstes. Das MI6-Büro wurde ja in 'Skyfall' gesprengt", erzählt Stewart, Führer bei britmovietours.com. Der leidenschaftliche Bond-Fan steht am Regent's Canal im Londoner Stadtteil Camden und zeigt auf ein über Wasser erbautes, ehemaliges Lagerhaus. Im 24. Film der Reihe ("Spectre" läuft am 6. November in Österreich an) paddelt Bond ins Gebäude. "Und genau das machen wir jetzt ebenfalls."

Dead Dog Basin

Auch ohne Schurken im Nacken ist die Kanutour für Ungeübte ein Nervenkitzel. Man trägt zwar statt Anzug und Pistole eine wasserfeste Oberbekleidung und Schwimmweste, doch die Aussicht, in das grün-graue Kanalwasser zu kippen, ist keine schöne. Hat man sein Ziel erreicht – ein wenig schmeichelhaft Dead Dog Basin genanntes Becken unter dem Gebäude -, spürt man dafür einen Hauch von 007. Im neuen Film wird aus dem Kanal übrigens die Themse.

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Stewart begleitet Touren zu Bond-Drehorten seit mehr als drei Jahren. Intensiv studiert er immer wieder die Filme und entdeckt dabei Details für Aficionados. "Hier, dieser Baum, der hier im Garten der Pinewood Studios steht", sagt er aufgeregt nach einer Busfahrt in die legendären britischen Filmstudios. "Den sieht man in mehreren Bond-Abenteuern. Die Szenen spielen in einem afrikanischen Dorf und in Nordkorea, aber es ist immer der selbe Baum. Nordkorea war also hier, 30 Kilometer vor London", grinst Stewart und reicht zum Beweis Standfotos aus den Filmen herum.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Die berühmte James-Bond-Stage dürfen Teilnehmer der Tour nicht besuchen, aber zumindest lässt es sich im Restaurant, das Filmschaffende bekocht, gut speisen. Und das Gebäude war immerhin Kulisse des Spectre-Quartiers in "Liebesgrüße aus Moskau". Mehr noch: Auf der Brüstung der Terrasse stand die Statue, der "Goldfinger"-Handlanger Oddjob mit seinem "Wurf-Hut" den Kopf abtrennte. "Bitte keine Kameras offen zeigen", flüstert Stewart. "Die Sicherheitsvorkehrungen sind streng. Ich müsste euch sonst killen."

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Lockerer geht es im feudalen Blenheim Palace, Geburtsort von Winston Churchill und ebenfalls Drehort von "Spectre", zu. "Hier wurden seit den 60er-Jahren mehr als 30 Filme gedreht", berichtet der freundliche Guide Sylvain. "Blenheim dient in 'Spectre' als römischer Palazzo, eine Szene ist auch im Trailer zu sehen. Die ganze Action fand außerhalb des Palastes statt, beim Eingang und in dem weitläufigen Hof." Auch Sylvain hat ein Foto griffbereit: "Es zeigt Bond im neuen Aston Martin. In diesem Auto entkommt er aus dem Palast in Rom, also eigentlich aus Blenheim."

Abstecher zum echten MI6

Die Bond-Tour, die man auch nur als mehrstündigen Spaziergang zu 007-Locations in London buchen kann, führt nun zurück in die Metropole. Ein Abstecher zum echten Hauptquartier des Geheimdienstes MI6 (zugleich auch prominent in den Filmen vertreten) ist zum Abschluss Pflicht. Wer es exklusiv liebt und gerne mehr bezahlt, "den bringen wir sogar mit einem Rolls Royce hierher", betont Stewart. Der 007-Enthusiast zählt übrigens die Tate Gallery zu seinem Lieblings-Bond-Ort, Kunst spiele immer eine subtile Rolle in den Filmen.

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Mehr Nervenkitzel gefällig? Eine Speedboot-Tour auf der Themse bietet sich an. Man fühlt sich wie Pierce Brosnan in "Die Welt ist nicht genug", wenn das Gefährt an der beeindruckenden Skyline am Ufer vorbeirast, abrupt bremst, am Wasser "aufschlägt" oder Kurven zieht. "Wem es zu schnell wird, der hebt die Hand. Wir bleiben trotzdem nicht stehen", grinst der Mitarbeiter der Rib-Voyages an Bord. 50 Minuten dauert der Spaß, Start ist beim London Eye, das für Szenen in "Spectre" übrigens "umgefärbt" wurde – die derzeitige nächtliche Beleuchtung im Rot eines Sponsors passte einfach nicht.

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Zum Finale einer Bond-Pilgerreise bietet sich ein Besuch der Ausstellung "Bond in Motion" an. Fahrzeuge aus den Filmen – etwa Goldfingers Rolls Royce, Sean Connerys Mini-Hubschrauber aus "Man lebt nur zweimal" oder Roger Moores tauchfähiger weißer Lotus aus "Der Spion, der mich liebte" – sind zu bestaunen. Zahlreiche Hobby-007 lassen sich vor den Originalrequisiten fotografieren. Die Schau in Covent Garden wurde erst kürzlich auf unbestimmte Zeit verlängert. (APA, red, 6.10.2015)