Am Freitag wird in Oslo der Friedensnobelpreis 2015 verliehen. Gestiftet hat die Prämie der Industrielle und Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel, der eigentlich gehofft hatte, dass sein Sprengstoff alle Kriege beenden würde. "An dem Tag, da zwei Armeekorps sich gegenseitig in einer Sekunde vernichten können, werden wohl alle zivilisierten Nationen zurückschaudern und ihre Truppen verabschieden", sagte er 1892 zu der österreichischen Friedensaktivistin Bertha von Suttner, die später als erste Frau mit dem Preis ausgezeichnet wurde.

Nobels Wunsch blieb unerfüllt: Das von ihm erfundene raucharme Schießpulver Ballistit und das chemisch ähnliche Cordit revolutionierten gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Waffentechnik und brachten große Profite.

Im Jahr 1893 beschloss Nobel, einen Preis zu stiften. Alle fünf Jahre, so seine ursprüngliche Absicht, sollte jemand ausgezeichnet werden, der am erfolgreichsten für die Sache des Friedens eingetreten ist. Der Preis sollte fünfmal verliehen werden, denn "wenn es in 30 Jahren nicht gelingt, das derzeitige System zu reformieren", werde die Menschheit ohnehin "in die Barbarei zurückfallen", mutmaßte Nobel damals.

Seit 1901 wird der Friedensnobelpreis an bis zu drei Einzelpersonen oder Organisationen verliehen. Dass die Nominierungsliste, auf der heuer 276 mögliche Preisträger stehen, geheimgehalten wird, nährt natürlich Spekulationen. Einige Rückschlüsse auf die Chancen der einzelnen Kandidaten erlauben die Quoten, die von internationalen Buchmachern angeboten werden.

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Als Favoritin bei der Preisverleihung am Freitag gilt Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel, der Kristian Berg Harpviken, Direktor des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, wegen ihres Einsatzes für Flüchtlinge und ihrer Vermittlung im Ukraine-Konflikt "moralische Führungsqualitäten" attestiert. Merkels Quoten liegen bei 1:3 bis 1:5.

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Ähnlich gute Chancen auf den Preis hat den Wettanbietern zufolge der kongolesische Frauenarzt und Sacharow-Preisträger Denis Mukwege, der in seinem Spital eine Station zur Behandlung der Opfer von Sexualdelikten aufgebaut hat. Vor einem Jahr war er im STANDARD Kopf des Tages.

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Knapp dahinter liegt der eritreische Priester Mussie Zerai, der das Leben zahlreicher Bootsflüchtlinge gerettet hat.


Reportage

Notruf vom Mittelmeer: Father Zerais Nummer kennt halb Afrika

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Kopf an Kopf liegen mit Quoten zwischen 8 und 10 pro eingesetzten Euro die russische Oppositionszeitung "Nowaja Gaseta", für die die ermordete Journalistin Anna Politkowskaja schrieb, ...

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... Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos, dem es gelingen könnte, den jahrzehntelangen Bürgerkrieg in dem lateinamerikanischen Land zu beenden (hier mit Raúl Castro und Guerillakommandant Rodrigo Londoño Echeverri), ...

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... und Papst Franziskus, der zuvor in Kuba war und den Verhandlungsteilnehmern ins Gewissen geredet haben dürfte.

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Weites unter den Top Ten: Friedensaktivisten, die sich gegen die Neuinterpretation der pazifistischen Verfassung Japans engagieren, ...

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... US-Außenminister und Atomverhandler John Kerry ...

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... und der ugandische Jugendaktivist Viktor Ochen, der bisher nur als Kritiker des Internetfilmchens "Kony 2012" in der STANDARD-Berichterstattung vorkam und von dem es kein Agenturfoto gibt. Er hilft mit seiner African Youth Initiative Bürgerkriegsopfern.

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Wirklich reich könnte werden, wer auf Tony Blair setzt: Falls der ehemalige britische Premierminister und Nahost-Vermittler den Nobelpreis erhalten sollte, bietet ein britisches Wettbüro die sensationelle Quote von 1:101.

Zum Abschluss noch ein Lesetipp: Ende September ist im Ecowin-Verlag Emil Bobis "Der Friedensnobelpreis" erschienen. (bed, 7.10.2015)

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