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Größere Menschen haben laut einer schwedischen Langzeitstudie ein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken.

Foto: OSMAN ORSAL/REUTERS

Stockholm – Die bekannten Ursachen von Krebs sind vielfältig und reichen von Umweltgiften über Strahlung bis hin zum persönlichen Lebensstil. Doch noch ein weiterer Faktor wird bereits seit Längerem diskutiert: Das Risiko an Krebs zu erkranken scheint auch mit der Körpergröße zusammenzuhängen. Die Ergebnisse einer schwedischen Langzeitstudie, die am 54. Jahrestreffen der Europäischen Gesellschaft für Pädiatrische Endokrinologie in Barcelona präsentiert wurden, unterstreichen diese Theorie.

Die Wissenschafter des Karolinska-Instituts der Universität Stockholm hatten die Daten von 5,5 Millionen Männern und Frauen ausgewertet, die zwischen 1938 und 1991 in Schweden geboren waren. Ihre Körpergröße lag, als Erwachsene, zwischen 100 und 225 Zentimetern.

Die Studie zeigt, dass sich das Risiko an Krebs zu erkranken bei Frauen pro zehn Zentimeter Körpergröße um 18 Prozent und bei Männern um elf Prozent erhöhte. Zusätzlich haben größere Frauen ein um 20 Prozent größeres Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Das Risiko, ein Melanom auszubilden, war sowohl bei Männern als auch bei Frauen pro zehn Zentimeter Körpergröße um etwa 30 Prozent erhöht.

Was dahinter steckt

Erklärungsversuche für diesen Zusammenhang von Körpergröße und Krebsrisiko gibt es gleich mehrere. So hätten größere Menschen zum einen mehr Körperzellen, die sich potentiell zu Krebszellen transformieren könnten, berichten die Forscher.

Ein anderer Grund könnte sein, dass größere Individuen auch einen höheren Energieverbrauch haben – ein Fakt, der bereits früher mit der Entstehung von Krebs in Verbindung gebracht wurde. Drittens könnten aber auch die Wachstumshormone daran beteiligt sein: Eine frühere Studie legt diesen Zusammenhang nahe – auch sie hat bereits gezeigt, dass kleinwüchsige Menschen ein geringeres Risiko haben an Krebs zu erkranken

Obwohl auch frühere Studien eine Beziehung zwischen Größe und Krebs erkannt hatten, war dieser Zusammenhang doch noch nie in einem so breiten Ansatz erforscht worden. "Nach unserem Wissen ist dies die größte Studie zur Verbindung von Körpergröße und Krebsrisiko, die jemals durchgeführt wurde und sowohl Männer als auch Frauen untersuchte", sagt die Erstautorin der Studie, Emelie Benyi.

Individuelles Risiko noch unklar

Die in der Studie verwendeten Daten zur Körpergröße stammten aus dem schwedischen Wehrpflicht- und Passregister, die Daten über Krebserkrankungen aus dem Krebsregister. "Unsere Ergebnisse spiegeln das Krebsrisiko in Bezug auf die Gesamtbevölkerung. Individuelle Prognosen können wir aufgrund der sehr vielfältigen Ursachen von Krebs nicht treffen", sagt Benyi.

Die Forschergruppe plant als nächstes herauszufinden, inwieweit die krebsbedingte und die allgemeine Sterberate mit der Körpergröße der Schweden zusammenhängt. "Unsere Studien zeigen, dass größere Individuen eher an Krebs erkranken, aber ob sie durch ihre Größe generell eine höhere Sterberate aufweisen ist zur Zeit noch unklar." Die genauen Ergebnisse der Studie sollen demnächst publiziert werden. (Renate Degen, 8.10.2015)