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Florian Klein hat bisher 30 Länderspiele bestritten. Tor hat er noch keines erzielt, was für einen Außenverteidiger keine Schande ist. 2009 wechselte er vom LASK zur Austria, 2012 heuerte er bei Red Bull Salzburg an, holte dort 2014 das Double. Danach zog es ihn nach Stuttgart (Vertrag bis 2017).

Foto: Reuters/Ebenbichler

Wien – In der nach oben offenen "Ich will ein Selfie mit dir, sonst häng ich mich auf"-Skala liegt David Alaba unangefochten an der Spitze. Ihm am nächsten kommt Marko Arnautovic, Platz drei belegt Marc Janko, der aufgrund seiner Körpergröße in die Knie gehen muss, sonst wäre nämlich nur die Brust auf dem Bild: Und die könnte von jedem x-beliebigen Fußballer stammen. Autogramme schreiben ist nur noch Nebensache, das kann, muss aber nicht an der Leseschwäche unserer Jugend liegen. Es war am Dienstagvormittag öffentliches Training auf Platz drei neben dem Happel-Stadion, zwei- bis dreihundert Fans sind erschienen. Alaba wurde von Kindern bestürmt, der Ausnahmekicker von Bayern München nahm sich Zeit, herzte die Schar, ließ die Selfies tapfer über sich ergehen. Auch Arnautovic und Janko war eine professionelle Fanbetreuung nicht abzusprechen.

Florian Klein konnte relativ unbedrängt und unbemerkt die 150 Meter von der Kabine zum Platz zurücklegen. Der 28-jährige rechte Außenverteidiger nimmt das überhaupt nicht persönlich. "Ich bin eben kein Alaba und kein Arnautovic." Der gebürtige Linzer ist mit dem VfB Stuttgart nach acht Runden Tabellenletzter in Deutschland, für kaum einen anderen (Klubkollegen Martin Harnik ausgenommen) trifft das Gerede von der "Wohlfühloase Nationalteam" so zu. "Der Spaß und die Leistung passen hier. Es ist nicht so, dass ich die Tage bis zum nächsten Länderspiel zähle, aber hier stimmt alles."

Kein Grübeln, sondern Pressen

In Stuttgart sei das Klima verbesserungswürdig, das System des neuen Trainers Alexander Zorniger (Pressing, Pressing, Pressing) klappt vor allem in der Theorie. Klein kennt es aus seiner Zeit bei Red Bull Salzburg, Roger Schmidt hat es ihm beigebracht. 2014 ist er nach Stuttgart gewechselt, auch in seiner ersten Saison war es ein Kampf und Krampf gegen den Abstieg. "Trotzdem bereue ich den Wechsel keine Sekunde. Ich wusste ja, dass es hier nicht um Titel geht." Immerhin kicke man nicht so schlecht. "Wie haben viele Chancen, vergeben sie leider." Zorniger kritisiert Spieler in der Öffentlichkeit, Klein ist noch verschont geblieben. Marcel Koller würde das niemals tun, er regelt Probleme intern. Klein nimmt Zorniger in Schutz, Gegenteiliges wäre nicht sehr ratsam. "Als Vereinstrainer hast du ganz andere Emotionen."

Klein hat sich den Optimismus bewahrt. Das liege nicht ausschließlich an den Erfolgen mit der österreichischen Nationalmannschaft, "sondern daran, dass im Fußball alles sehr schnell geht. Du hast keine Zeit zum Grübeln."

Nicht nur Tore verhindern

In der EM-Qualifikation hat Klein sämtliche Partien bestritten, Koller setzt auf ihn. Hätte man ihm vor drei Jahren gesagt, Österreich werde souveräner Gruppensieger und liege im Oktober 2015 an elfter Stelle der Weltrangliste, "hätte ich ungläubig geschaut. Die Entwicklung war enorm. Aber man darf nie zufrieden sein, muss sich weiter verbessern. Es geht schnell in die andere Richtung."

Es gelte nun, die beiden letzten Qualifikationsspiele "erfolgreich" zu absolvieren. Am Freitag in Podgorica gegen Montenegro, am Montag im ausverkauften Happel-Stadion gegen Liechtenstein. "Wir wollen gut sein und dann feiern."

Bis zur EM in Frankreich dauert es noch rund acht Monate. "Es wäre ein Fehler, sich jetzt damit zu befassen. Wunschlos habe ich auch keines, man freut sich auf jeden. Ich persönlich möchte torgefährlicher werden." Für ein Selfie sei er jederzeit bereit. "Wenn wer will." (Christian Hackl, 6.10.2015)