Berlin – Die deutschen Exporte sind im August wegen der schwachen Nachfrage aus großen Schwellenländern und der späten Sommerferien so stark eingebrochen wie seit der weltweiten Finanzkrise nicht mehr. Sie fielen um 5,2 Prozent zum Vormonat. "Einen stärkeren Rückgang gab es zuletzt im Jänner 2009", erklärte das Statistische Bundesamt am Donnerstag. Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang von 1,2 Prozent gerechnet, nachdem es im Juli noch ein Plus von 2,2 Prozent gegeben hatte.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es aber erneut ein Exportplus. Deutsche Firmen führten um 5,0 Prozent mehr aus als im August des Vorjahres. Auch die Einfuhren wuchsen im Jahresabstand weiter, und zwar um 4,0 Prozent auf einen Wert von 72,8 Mrd. Euro. Damit legten die Exporte – bis auf den Jänner – in jedem Monat dieses Jahres zum Vorjahr zu, in den Monaten März und Juni sogar zweistellig, Auch die Importe lagen bis auf den Jänner immer im Plus.

Höhere Anzahl an Ferientagen

Die späte Lage der Sommerferien – die diesmal stärker in den August hineinragten als normalerweise üblich – dürfte zum Einbruch im Vergleich zum Juli beigetragen haben. Dadurch waren zuvor bereits Produktion und Industrieaufträge merklich gefallen, wie das Wirtschaftsministerium erklärte. "Die Zahl der Ferientage im August war diesmal höher als normal", sagte Ökonom Stefan Schilbe. "Das könnte eine Rolle gespielt haben." Allerdings dürfte auch die geringere Nachfrage aus wichtigen Schwellenländern wichtig gewesen sein.

"Die Schwäche von China, Brasilien, Russland und Co. schlägt sich nieder", sagte auch der Europa-Chefvolkswirt der Nordea-Bank, Holger Sandte. "Sie trifft Deutschland stärker als andere europäische Länder, weil die Unternehmen dort stärker engagiert sind." Rund 30 Prozent der Exporte gingen dorthin. "Die kommenden Monate werden zeigen, ob das der Anfang einer schwächere Entwicklung ist oder nur ein Ausreißer. Bei mir wächst der Verdacht, dass eine schwächere Periode folgt." Auch die Aufwertung des Euro im Vergleich zu vielen Währungen der Schwellenländer könne sich negativ bemerkbar machen, sagte HSBC-Experte Schilbe: "Das macht deutsche Güter dort teurer."

Nachfrage aus Ländern außerhalb der EU

Insgesamt verkauften die Unternehmen Waren im Wert von 88,0 Mrd. Euro ins Ausland. Das waren 5,0 Prozent mehr als im August 2014. Dafür sorgte vor allem die starke Nachfrage aus Ländern außerhalb der EU – also etwa der Handel mit den USA. Hier gab es ein Anstieg von 6,8 Prozent. Die Exporte in die Eurozone erhöhten sich um 2,1 Prozent.

Die Importe fielen im August um 3,1 Prozent zum Vormonat. "Das ist der kräftigste Rückgang seit November 2012", erklärte ein Statistiker. Ökonomen hatten ein Minus von 1,2 Prozent erwartet. Die um Saison- und Kalendereffekte bereinigte Handelsbilanz – die Differenz zwischen Aus- und Einfuhren – wies ein Plus von 19,6 Mrd. Euro aus. (APA, 8.10.2015)