"3"-Chef Jan Trinow, ÖBB-Chef Christian Kern, Infrastrukturminister Alois Stöger, A1-Vorstand Marcus Grausam und T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth bei der Pressekonfernez.

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Die ÖBB, das Infrastrukturministerium und die drei großen Mobilfunker A1, T-Mobile und "3" nehmen 100 Millionen Euro in die Hand, um die Mobilfunkabdeckung entlang wichtiger Bahnstrecken auszubauen. So lösen wir etwas, das "uns seit Jahren Probleme gemacht hat", sagte ÖBB-Chef Christian Kern bei einer Pressekonferenz am Freitag. Tatsächlich ist Telefonieren und Surfen entlang den meisten Bahnstrecken bislang eine Tortur. Gesprächsabbrüche bei Telefonaten sind eher die Regel, als die Ausnahme.

Leider kein Space Shuttle

"Es ist leichter, im Spaceshuttle WLAN bereitzustellen als in einem Zug", erklärte Kern. Die Isolierung der Züge, die Zahl der Passagiere und die Geschwindigkeit von 230 km/h sind keine einfache Hürde. Diese wird aber nun gemeistert. Die ÖBB montieren nun auf jedem Waggon eine Antenne und einen Repeater, der das Mobilfunksignal im Wageninneren an die Fahrgäste verteilt.

Bahnfahrer können sich noch heuer über bessere Verbindungen auf den Strecken Wien – Wiener Neustadt und Wien Mitte – Flughafen Wien freuen, sagte Kern.

Bis Ende 2016 soll zudem die Netzabdeckung entlang der S-Bahn-Strecken in Wien und Niederösterreich sowie die Weststrecke Wien – Salzburg ausgebaut werden. In einer weiteren Etappe werden dann ab 2016 die Südstrecke sowie die S-Bahn-Strecken in der Steiermark, Kärnten, Innsbruck und Vorarlberg mit einer verbesserten Mobilfunkversorgung ausgestattet.

Nebenstrecken

Nebenstrecken wie etwa die Bahnverbindung von Linz nach Freistadt, jene im Waldviertel oder die Zugstrecken über Selzthal werden vorerst nicht ausgebaut. Der Ausbau würde sich hier wirtschaftlich nicht rechnet, so Kern. Die Bahn betont aber, durch den Ausbau 95 Prozent der Kunden zu erreichen.

Neue Masten

Insgesamt werden rund 900 neue Mobilfunksender entlang von 1.500 Kilometern Bahnstrecke errichtet. Bevorzugt soll dabei bestehende Infrastruktur wie die GSM-R Sendemasten der Bahn oder auch Masten für den Fahrstrom der Bahn genützt werden. Etwa alle fünf Kilometer wird eine zusätzliche LTE-Sendestation errichtet, jeder Standort ist mit 200 Mbit/Sekunde angebunden. Auch in Tunneln soll es danach keine Problem beim Surfen oder Telefonieren mehr geben.

Die Technik. Fahrzeugseitige Maßnahmen: ÖBB Railjets und Cityjets.
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Dieses neue Netz ist so groß wie ein Mobilfunknetz in Montenegro, erklärte T-Mobile Chef Andreas Bierwirth, der ebenso wie 3-Chef Jan Trionow und A1-Technikchef Marcus Grausam bei der Präsentation war. "Wir bauen gemeinsam die beste digitale Bahn Europas", sagte Bierwirth.

Kostenfrage

Rund zwei Drittel der Kosten tragen das Infrastrukturmisterium und die ÖBB, die Mobilfunker übernehmen den Rest. Infrastrukturminister Alois Stöger bezeichnete den Ausbau als "großen Schritt", "der sich auch International sehen lassen kann." Das Geld stammt aus dem Rahmenbudget der ÖBB.

In Sachen WLAN-Versorgung der Züge, kündigte Kern in den kommenden Wochen einige Neuerungen an. So planen die ÖBB In-Zug Entertainment-Systeme via drahtlosem Internet anzubieten. Das offene WLAN an Bahnhöfen und in den Railjets bleibt. Für die ÖBB soll der Netzausbau der Auftakt einer Digitalisierungsinitiative sein, dazu sind auch neue Onboard-Systeme geplant. Kern schweben etwa Catering-Bestellungen per App und ein Unterhaltungsportal mit Medieninhalten und Nachrichten vor. "Wir wollen Bahnfahren zum modernen Lifestyle machen", erklärte Kern. (sum, 9.10. 2015)