Basel – Jeder vierte Jugendliche hat chronische Schmerzen und eine psychische Erkrankung hinter sich. Psychische Störungen gehen dabei den Schmerzen häufig voraus: Depressionen, Angststörungen und Verhaltensstörungen treten überdurchschnittlich oft vor Kopf-, Rücken- und Nackenschmerzen auf.

Dies berichten Forschende der Universität Basel und der Ruhr-Universität Bochum, die Daten von rund 6.500 Teenagern aus den USA ausgewertet haben. Ihre Studie wurde im Fachmagazin "Journal of Pain" veröffentlicht.

Beeinträchtigte Lebensqualität

Psychische Störungen und chronische Schmerzen beeinträchtigen Lebensqualität und Wohlbefinden der Betroffenen und stellen eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem dar. Dass psychische Störungen und chronischer Schmerz häufig gemeinsam auftreten, haben Studien an Erwachsenen bereits gezeigt. Wie häufig und in welchen Mustern solche Zusammenhänge bereits bei Kindern und Jugendlichen vorkommen – und vor allem in welcher zeitlichen Abfolge – hat nun eine Forschergruppe der Fakultät für Psychologie der Universität Basel untersucht.

Dafür wurden die Daten einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe aus den USA, bestehend aus 6.483 Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren, ausgewertet. Die Forschenden stellten fest, dass über ein Viertel (25,9 Prozent) der Jugendlichen im Laufe ihres Lebens unter chronischen Schmerzen und mindestens einer psychischen Störung gelitten hat.

Dabei fanden sie Zusammenhänge zwischen allen untersuchten Arten von psychischen Störungen (etwa affektive Störungen, Angststörungen, Verhaltensstörungen, substanzinduzierte Störungen und Essstörungen) und chronischen Schmerzen (etwa Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen). So traten vor allem affektive Störungen wie Depressionen zeitlich vor Kopfschmerzen auf. Weiter gingen Angststörungen oft Nacken- und Rückenschmerzen sowie Kopfschmerzen voran. Schließlich sagten auch Verhaltensstörungen wie Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen das Risiko für Kopfschmerzen vorher.

Ursächlicher Zusammenhang möglich

Da die analysierten Daten aus einer Querschnittstudie stammen, konnte nicht untersucht werden, ob und wie psychische Störungen und chronische Schmerzen ursächlich miteinander zusammenhängen. "Die gefundenen zeitlichen Zusammenhänge können nur erste Hinweise darauf geben, dass psychische Störungen kausale Risikofaktoren für chronische Schmerzen sein könnten", sagt Marion Tegethoff, Erstautorin der Studie.

Zukünftige Studien sollen vor allem die zugrundeliegenden biologischen und psychologischen Mechanismen identifizieren, um interdisziplinäre Präventions- und Behandlungsansätze zu entwickeln. Damit könnte man bereits zu einem frühen Zeitpunkt ungünstige Langzeitfolgen von psychischen Störungen vermeiden und chronischen Schmerzen vorbeugen. (red, 9.10.2015)