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Das Lachen ist den niederländischen Fußballern zuletzt vergangen. In der EM-Quali stehen sie mit dem Rücken zur Wand.

Foto: EPA/ROBIN VAN LONKHUIJSEN

Astana/Dublin – Arjen Robben schuftet akribisch für sein Comeback, doch beim erhofften Wunder seiner Elftal kann der Bayern-Star noch nicht mithelfen. Der Kapitän des niederländischen Nationalteams dürfte zitternd vor dem Fernseher sitzen, während sich seine Kollegen mit einem Sieg am Samstag in Kasachstan wenigstens die Restchance auf die Playoff-Spiele im November erhalten möchten.

Die EM-Endrunde in Frankreich können die Niederländer nur noch durch die Hintertür erreichen. Zu viel ist schon schiefgegangen. Im September unterlag man sowohl daheim Island (0:1), als auch in der Türkei (0:3). Stürmer Klaas-Jan Huntelaar ist dennoch überzeugt: "Wir schaffen es." Am Samstag wie auch am Dienstag in Amsterdam gegen die bereits qualifizierten Tschechen bedeutet aber wohl schon ein Ausrutscher das endgültige Aus.

Dass die Türken als Dritter zwei Punkte vor dem Team von Danny Blind liegen und auch im direkten Vergleich im Vorteil sind, "verdanken" die Niederländer der blamablen Pleite in Konya, die in der Heimat als "peinlich", "demütigend" oder "blamabel" gewertet wurde. "Natürlich müssen wir beide Spiele gewinnen, und sogar dann haben wir es nicht selbst in der Hand", sagte Bondscoach Danny Blind. "Die Türken werden verlieren", fügte Huntelaar trotzig hinzu. Die Türkei gastiert am Samstag in Tschechien, empfängt am Dienstag Island.

Blind vermochte die Trendwende nicht einzuleiten. Er trat die Nachfolge von Guus Hiddink an, der im Sommer desillusioniert hingeschmissen hatte. Im Gegenteil: Der WM-Dritte bot erst recht Anlass für Grundsatzdiskussionen. Ein EM-Aus würde Blind wohl nicht überstehen. "Sie spielen nicht gut, sie machen Fehler, die man nicht machen darf", sagte etwa Legende Johan Cruyff.

Der Strohhalm

Zuletzt hatten die Niederländer vor 13 Jahren ein großes Turnier verpasst, bei der EM fehlten sie letztmals 1984 und gerade nach der Erweiterung des Teilnehmerfeldes (von 16 auf 24) schien ein erneutes Verpassen unvorstellbar. Doch jetzt muss sich die stolze Fußball-Nation an einen Strohhalm klammern. "Es ist eine schwierige Situation, aber es gibt noch Hoffnung", sagte Frank Rijkaard, Mitglied des Europameister-Teams 1988.

Dass ausgerechnet Robben in dieser heiklen Phase nicht zur Verfügung steht, ist ein zusätzlicher Nachteil. Den 31-Jährigen kann Oranje derzeit nicht gleichwertig ersetzen. Insgesamt fehlen elf Spieler. Zudem ist Robin van Persie vor seinem 100. Länderspiel nicht in Bestform.

Nicht in Bestform agierte auch der Weltmeister am Donnerstagabend in Dublin. Gegen Irland wollte Deutschland eigentlich das EM-Ticket fixieren. Es setzte ein 0:1. "Es war eine der unnötigsten Niederlagen, die wir in den letzten Jahren hinnehmen mussten", sagte Teamchef Joachim Löw. Das DFB-Team machte zwar das Spiel, vor dem Tor fehlte es aber an Effektivität. Deutschland wird wohl nicht die EM-Endrunde verpassen, führt die Gruppe D einen Zähler vor Polen und Irland an, aber allein schon die Tatsache, dass es auf das letzte Spiel ankommt, sorgt im Land des Weltmeisters für Nervosität. In Leipzig braucht es am Sonntag gegen Georgien einen Punkt. Machbar. Eine derartige Ausgangslage hätten die Niederländer gerne. (sid, red, 9.10.2015)