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Plastikmüll stellt für Meeresschildkröten eine tödliche Gefahr dar.

Foto: Reuters/HO

Exeter – Dass Plastikabfall zunehmend negative Auswirkung auf marine Ökosysteme hat, ist bekannt. Eine Übersichtsstudie von internationalen Forschern zeigt nun, dass sämtliche Arten von Meeresschildkröten mit Plastik in Berührung kommen: Die Gefahren reichen dabei von gefährlichem Verschlucken über tödliche Verhedderungen bis hin zu Brutstränden, die nicht mehr genutzt werden können.

Zwischen 1950 und 2015 stieg die weltweite Plastikproduktion von 1,5 Millionen Tonnen auf 299 Millionen Tonnen jährlich an, berichteten die Forscher im Fachjournal "ICES Journal of Marine Science". Eine Konsequenz davon sei, dass immer mehr Abfälle in die Meere gelangten.

Mikroplastik mit Langzeitwirkungen

Jüngste Untersuchungen würden zeigen, dass bereits jede zweite Schildkröte Plastik gefressen habe. Die Reptilien könnten daran ersticken, verhungern, weil ihre Eingeweide verstopft sind, oder ertrinken, wenn sie sich darin verheddern. In Abfällen an Stränden könnten sich Eier legende Weibchen oder frisch geschlüpfte Junge verheddern, aber auch die Brutbedingungen im Sand können sich verändern und negative Folgen für die Nachkommenschaft mit sich bringen.

Auch Chemikalien im Plastik könnten das Fortpflanzungssystem der Meerestiere beeinträchtigen. Nahezu jedes Plastikteil, das je ins Meer gelangte, sei noch immer dort, betonte Studienleiter Brendan Godley von der Universität Exeter. Die Teile verkleinerten sich mit der Zeit zu Mikroplastik-Teilchen – mit bedenklichen Langzeitwirkungen.

Schwierige Datenlage

Das Team um Godley aus Großbritannien, den USA und Australien hat eine große Zahl von Studien über die Auswirkungen von Plastik auf Schildkröten zusammengetragen. Die Daten stammen aus unterschiedlichen Regionen im Atlantik, Pazifik, Indischen Ozean und am Mittelmeer.

In der Übersichtsstudie kommen die Forscher allerdings zu dem Schluss, dass die vorliegenden Daten nicht ausreichen, um Aussagen über einen Rückgang der Schildkrötenbestände zu machen. Die weltweiten Wanderungen der Schildkröten würden die Informationslage stark erschweren. Es seien daher dringend mehr koordinierte Studien nötig zum Thema nötig, so die Wissenschafter. (APA, red, 12.10.2015)