Kapellenstraße 41 – auf der grünen Wiese.

foto: martin Behr

Graz – Heute erinnert nichts mehr in der Grazer Kapellenstraße in der Triestersiedlung an die ärmliche Barackensiedlung, die hier bis in die 1980er-Jahre stand. Im Zweiten Weltkrieg mussten hier russische Zwangsarbeiter leben, später die Ärmsten der Stadt. 1973 sorgte der Medienkünstler Richard Kriesche für Aufsehen, als er das Vertrauen einer Familie gewann, die Innenraumwände ihrer Baracke fotografierte und die Bilder außen eins zu eins an der Hütte anbringen durfte. Die Arbeit wurde ein Beitrag für das legendäre Kunstprojekt Trigon 73. Die Öffentlichkeit konnte die Augen vor der Armut in ihrer Stadt nicht mehr verschließen.

42 Jahre später schufen die Künstler Martin Osterider und Martin Behr, die selbst in diesem Stadtteil aufwuchsen und ihn seit Jahren im Projekt Triester verarbeiten, in Kooperation mit Kriesche ein Reenactment seiner Arbeit von damals, es heißt Kapellenstraße 41 – Revisited. Auf die heute grüne Wiese, in die langsam der Urnenfriedhof der Stadt hineinwächst, platzierte man ein lebensgroßes Plakat der Baracke von einst. Die Arbeit ist im Rahmen der ebenfalls die Gegend thematisierenden und sehenswerten Ausstellung Heritage im Kunstverein Schaumbad bis zum Ende des Steirischen Herbstes am 18. Oktober zu sehen. (cms, 13.10.2015)