Der Heinz-Nittel-Hof in Wien-Floridsdorf ist ein Vorzeigeprojekt des "Roten Wien" der 1980er-Jahre. Der Architekt Harry Glück verwirklichte auch hier sein Konzept vom hochwertigen Sozialbau: Schwimmbad auf dem Dach, Sauna, Fitness- und Kinderspielräume, Grünflächen und Loggien. Fast Luxus zu relativ billigen Mieten.

Bei dieser Gemeinderatswahl erhielt die SPÖ im Nittel-Hof, verteilt auf drei Wahlsprengel, zwischen 30,0 und 33,7 Prozent. Die FPÖ zwischen 55,0 und 58,6 Prozent.

Was ist da los? Eine ORF-Reportage vor der Wahl nannte Musliminnen, die mit Gewand ins Schwimmbad steigen. Im Sommer gab es Stunk, weil die Gemeinde regelmäßige Inbetriebnahme der Duschen verlangte. Es war ein Fall der lebensgefährlichen Legionärskrankheit aufgetreten, die durch mangelnde Durchleitung entsteht. "Da könn' ma ja net in Urlaub gehen", sagten die Bewohner.

Zyniker und/oder Realisten nennen den wahren Grund, weswegen Leute, die die Segnungen der Sozialstadt Wien genießen, der FPÖ solche Mehrheiten geben (in der funkelnagelneuen Seestadt Aspern steht es 38,6 FP zu 34,05 SP): Weil es ihnen relativ gut geht, haben sie Verlustängste. An Migranten, Flüchtlinge, irgendwen. Anspruchsdenken mal Verlustängste mal FP-Agitation. Man soll "die Ängste und Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen", heißt es. Wird schwierig. (Hans Rauscher, 12.10.2015)