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Marc Janko sorgte für die richtige Stimmung auf der Feier.

Foto: APA/Jäger

Robert Almer: Die Frage, ob sich ein Goalkeeper während dem Match eine Haube aufsetzen darf, wurde leider nicht beantwortet. Almers Glatze kühlte in 90 kalten Minuten gegen Liechtenstein ebenso wenig aus, wie in der gesamten Qualifikation. Sein zweitgrößter Moment: In der 17. Minute erstmals richtig an den Ball kommend, schnippelte er einen Rückpass direkt auf die österreichische Ersatzbank und also meterweit ins Out. Sein größter: 34 Minuten später ein Haken weit außerhalb seines Hoheitsgebietes (dem 16er) am heranbrausenden Liechtensteiner Büchel vorbei, es folgte ein schnurgerader Pass auf Dragovic. Hätte wohl auch mit Wechselleiberl im Feld spielen können, es hätte gegen entsetzlich harmlose Liechtensteiner keinen Unterschied ausgemacht.

Aleksandar Dragovic: Sicherte eine ÖFB-Elf ab, die in einem festen 2-4-3-1-Systemblock begann und sich mit zunehmender Überlegenheit in eine 2-4-4-Formation verflüssigte. Wagte nicht einen abenteuerlichen Ausflug in offensivere Gefilde. Erduldete ein ordentliches Foul, bei dem der Gegner einen Abdruck seiner Stollen auf Dragos Vorderfuß hinterließ. Das hätte Gelb geben müssen. Säulenheiliger seit seinem Tackling gegen Svensson in Schweden (nachzuschauen auf Youtube, oida!). So klärte zuletzt der Italiener Fabio Cannavaro bei der WM 2006. Und der wurde Weltfußballer.

Christan Fuchs: Testete in der ersten Halbzeit ein paar Mal die linke Außenbahn mit Ausfahrt Richtung gegnerischem 16er, wurde von Marko Arnautovic aber a) derart ignoriert oder b) zu steil angesteuert, so dass er es in der Folge bleiben ließ. Verantwortete die einzige, aber dafür 94-prozentige Torchance Liechtensteins. Schlug nach einem gegnerischen Eckball in Koproduktion mit Sebastian Prödl ein Luftloch, die Liechtenstein-Legende Frick konnte den Ball aber nicht über die Linie drücken. Das wäre der Ausgleich gewesen. Schaurig. Überließ Arnautovic immer artig den Ball.

Sebastian Prödl: Gab teilweise den letzten Mann, wobei das freilich nicht wörtlich zu verstehen ist. Eine Erscheinung, eingezwängt im hautengen ÖFB-Trikot. Aber diesmal nicht wuchtig im Kopfballspiel. Freute sich in der zweiten Halbzeit bestimmt auf die Party im Volksgarten.

Florian Klein: Haut sich rein! Harmonierte auf rechts wie schon in Montenegro sehr gut mit seinem Stuttgart-Spezi Martin Harnik. Ist im Sternzeichen Skorpion. Aber selbst wenn er sechs Tage später als Schütze geboren worden wäre, ein Torschütze wird er nicht mehr. Heizte einen Nachschuss auf 16er-Höhe Richtung ORF-Krankamera und vergab eine gute Einschussmöglichkeit aus gar nicht so spitzem Winkel. Quirlig, immer in guter Verteidigungsposition, sauathletisch. Auf der traditionellen ÖFB-Krisenposition Rechter Außen gut von Gebrauch.

David Alaba: Wenn es hart auf hart geht, ist der Bayern-Legionär der beste Spieler im ÖFB-Team. In den wichtigsten Partien der gesamten Quali, den beiden Duellen mit Russland, fehlte Alaba verletzungsbedingt. Insgesamt ein gutes Zeichen wenn Wohl und Wehe einer Nation nicht alleine von seinem linken Karacho-Fuß abhängt. Schaute in Montenegro teilweise sehr schlecht aus und hatte auch seine Mühe gegen Liechtensteins resolute Abwehr. Ein schönes Dribbling im 16er mit folgerichtigem Abschluss fischte Keeper Jehle herausragend aus dem Eck. Seine nasale Interview-Stimme darf durchaus als Hommage an den großen Toni Polster gedeutet werden. Aber nur in der Tonlage.

Julian Baumgartlinger: Ein Muskelberg. War wie in der gesamten Quali als Schlüsselfigur viel unterwegs, holte sich die Bälle früh von hinten. Seine gelupften Pässe über die Phalanx (vom Gefühl her hatte Liechtenstein auch seine Ersatzbank am gegnerischen 16er aufgestellt) sind das probate Mittel, um Torchancen zu kreieren. Die muss er aber noch präziser zustellen. Aber: Nur weil ein Marko Arnautovic abdreht, die Arme zu einem himmlischen Seufzer in die Höhe reckt und dabei Schüttelreime rauslässt, heißt das nicht zwangsläufig, dass der Pass schlecht war. Wo wir beim Thema wären…

Marko Arnautovic: Was stimmt: Er war zwar das ganze Match nicht so schnell unterwegs wie bei der Bierdusche von Schneckerl Prohaska, aber…"Ich spiele gern für mein Publikum. Ich bin aber nicht jemand, der sich am Applaus ergötzt. Im Gegenteil. Wenn etwas vorbei ist, dann ist es vorbei. Das ist die Sisyphusarbeit, die man immer wieder auf der Bühne leistet." Das hat Marko Arnautovic natürlich nicht gesagt. Der Mann will von seinem Publikum geliebt werden. Eben deshalb war er auch engagiertester und aufregendster Akteur auf dieser Party. Gegen Montenegro noch mit Ballverlusten bis zum Niederbrechen, wurde ihm das 1:0 in der 12. Minute quasi auf den Fuß geschossen. War unruhig bis zum Ende, eröffnete Top-Chancen und Tore für Janko, Harnik, Sabitzer, Okotie und wie sie alle heißen. Die Formvollendung folgte in Minute 78: Nachdem er drei Liechtensteiner künstlerisch umkurvt hatte, fehlte dem Gemälde nur noch die Unterschrift. Der letzte Pass auf Sabitzer passte nicht. Trotzdem Tagesformbester.

Zlatko Junuzovic: Musste keine Mörderpartie mehr spielen wie in Russland. Hatte zwei Kopfball-Chancen (eine aus 20 Meter Entfernung nach einem Ausflug des Liechtenstein-Keepers), wird aber nie ein Ungeheuer auf diesem Gebiet werden. War im Dreieck mit Harnik und Klein aktiv, setzte wie schon in Montenegro seine Mitspieler Klasse in Szene. Presste in der 85. Minute einen Jausengegner noch immer an. Auch weil es echt kalt war.

Martin Harnik: Kam wie schon in Montenegro erst in der zweiten Halbzeit richtig auf Touren. Seine flachen Flanken über Rechts versandeten ein ums andere Mal. War dafür hellwach, als die Abwehr Liechtensteins dem ÖFB-Team das einzige große Geschenk des Spiels macht. Ein Befreiungsschlag tief in des Gegners Hälfte landet bei Abfangjäger Harnik, der wie ein Pfitschipfeil schaltete und Marc Janko mustergültig das 2:0 servierte. Könnte noch effizienter sein, aber ging dem Gegner mit seinem Laufpensum elendig auf die Nerven.

Marc Janko: Das sieht auch in natura nicht immer geschmeidig aus, aber der lange Mann reckt und streckt seine 1,96 Meter immer dort hin aus, wo es etwas zu erben gibt. Und im Moment ist das nicht nur in Österreichs junger "Ich hab noch nichts geleistet"-Generation sehr viel, sondern auch im ÖFB-Team. Ein Doppelpack zementierte seinen Status als erster Stürmer für Frankreich ein. Mit seiner Frisur ein Trendsetter, nicht nur im Team.

Die Einwechselspieler:

Rubin Oktie: Warum Marcel Koller beim letzten Quali-Auftritt nicht von Beginn an fünf oder sechs junge Spieler in die Partie geworfen hat, weiß nur der Schweizer selbst. Die erste Elf riss sich natürlich keinen "Haxen" mehr aus. Aber okay, es geht um die Würde. Aber Okotie, Sabitzer, Ilsanker oder die anderen Wechselspieler, sie wären alle hungrig gewesen, sich bessere Karten für die EM zu erspielen. Okotie war so motiviert, dass er sogar den gegnerischen Torwart umhackte. Seine beiden Torchancen in den Schlussminuten per Kopf versemmelte er.

Marcel Sabitzer: Kombinierte kräftig mit Arnautovic, bot sich überall an wo er gebraucht wurde. Ein Querpass von Arnautovic versprang tückisch, sonst hätte es wohl geklingelt. Kann jederzeit ins Feuer geworfen werden. Daran wird sich Koller auf dem Flug in Richtung Frankreich erinnern.

Stefan Ilsanker: War richtig ready, der Rasenmäher von Rasenballsport. Hatte es kaum von der Wechselbank auf den Rasen geschafft, schon streifte seine Stirn ein Ball aus einer Ecke. Eine ganz wichtige Alternative in einem langen Turnier für Baumgartlinger und Alaba. (Florian Vetter, 12.10.2015)