Ouagadougou – Fast 30 Jahre nach der Ermordung des damaligen Präsidenten von Burkina Faso, Thomas Sankara, ist das Ergebnis einer Autopsie des Leichnams vorgestellt worden. Der Leichnam sei "von Kugeln durchsiebt", sagte einer der Anwälte der Hinterbliebenen, Ambroise Farama, am Dienstag in Ouagadougou.

Bei den zusammen mit Sankara getöteten und ebenfalls exhumierten Mitstreitern seien jeweils ein oder zwei Schusswunden entdeckt worden. Sankara war am 15. Oktober 1987 nach vier Jahren an der Macht getötet worden. Der Sozialist und Panafrikanist ist bis heute für viele Menschen in Burkina Faso ein Idol.

Mehr als ein Dutzend Schusswunden

Nach Angaben des Anwalts wies Sankaras Leichnam über den ganzen Körper verteilt mehr als ein Dutzend Schusswunden auf, "sogar unter den Achseln". "Das zeigt, dass er sicherlich die Arme gehoben hat", fügte Farama hinzu. Er verwies darauf, dass das Ergebnis von DNA-Untersuchungen in Frankreich abgewartet werden müsse, um abschließend zu klären, dass es sich bei dem untersuchten Leichnam um Sankara handelt. Es deute aber alles darauf hin, dass er es sei, sagte ein anderer Anwalt, der Familie, Benewende Stanislas Sankara.

Möglich wurde die Autopsie erst nach dem Sturz von Sankaras Nachfolger Blaise Compaore, der als Drahtzieher der Ermordung gilt. Compaore war Ende Oktober 2014 nach 27 Jahren an der Macht unter dem Druck eines Volksaufstandes zurückgetreten. Erst unter der anschließend eingesetzten Übergangsregierung wurden Ende März 2015 Ermittlungen zur Todesursache eingeleitet.

"Natürlicher Tod" bescheinigt

Der Militärarzt, der nach Sankara Ermordung einen "natürlichen Tod" als Todesursache bescheinigte, muss sich nun vor Gericht verantworten. Nach Angaben der Anwälte gibt es mehrere weitere Angeklagte im Zusammenhang mit der Tat, darunter Mitglieder der inzwischen aufgelösten Präsidentengarde RSP, die für den Militärputsch vom 17. September verantwortlich war.

Der Putsch Mitte September wurde nach rund einer Woche durch die Armee beendet, die entmachtete Führung wurde wieder eingesetzt. Wie am Dienstag bekanntgegeben wurde, sollen am 29. November die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen nachgeholt werden, die ursprünglich am 11. Oktober hätten stattfinden sollen. (APA, 14.10.2015)