Hambrücken/Wolfsburg – Der designierte Nordamerika-Chef von Volkswagen, Winfried Vahland, verlässt einem Insider zufolge den Konzern. Der bisherige Chef der VW-Tochter Skoda, der das Amerika-Geschäft nach dem Abgasskandal wieder in die Spur bringen sollte, habe sich entschieden, den Wolfsburger Autobauer zu verlassen, sagte eine Person aus seinem Umfeld der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch.

Grund seien unterschiedliche Auffassungen über die Strategie in den USA. Die US-Umweltbehörde EPA hatte Mitte September öffentlich gemacht, dass Volkswagen Diesel-Emissionswerte durch eine Software in der Motorensteuerung manipuliert hat. Deshalb muss der Wolfsburger Konzern mit hohen Strafzahlungen und Schadensersatzforderungen rechnen.

Vahland war auch als Kandidat für die Nachfolge von VW-Chef Martin Winterkorn gehandelt worden, die Wahl war dann aber auf Porsche-Chef Matthias Müller gefallen. Vahland arbeitete 25 Jahre lang für Volkswagen, besonders erfolgreich war er als Chef des wichtigen China-Geschäfts und zuletzt bei Skoda. Als erstes hatte "Auto Bild" am Mittwoch über das Ausscheiden des Managers berichtet.

VW dementiert "Spiegel"-Bericht

Ebenfalls am Mittwoch hat der VW-Konzern einen "Spiegel"-Bericht zurückgewiesen, wonach mindestens 30 Manager in den Abgasskandal verwickelt sind. "Die Zahl entbehrt jeglicher Grundlage", sagte ein Konzernsprecher am Mittwoch.

Laut dem Bericht sind mehr Konzern-Mitarbeiter in den Skandal verwickelt als VW bisher zugegeben hat. Der Betrug sei nicht von einer "kleinen Gruppe" organisiert worden, sondern mindestens 30 Manager seien daran beteiligt gewesen, berichtete der "Spiegel" am Mittwoch unter Berufung auf Ermittlungen der US-Anwaltskanzlei Jones Day. Die Verantwortlichen sollen demnach beurlaubt werden.

"Der Kreis der Mitwisser und Mittäter" könne sich noch ausweiten, berichtete das Magazin unter Berufung auf eine mit der Aufklärung betraute Person. Der betroffene Dieselmotor EA 189 sei im Laufe seiner Einsatzzeit von 2008 bis heute mehrfach darauf geprüft worden, ob er geänderte Abgasnormen in verschiedenen Märkten erfülle. Dass dieser Motor die Vorschriften ohne die teure Abgasreinigung erreichte, die sonst bei Diesel-Antrieben üblich sei, hätte "jeden Motorenentwickler misstrauisch machen müssen", sagte ein VW-Manager dem "Spiegel".

Der neue VW-Chef Matthias Müller hatte auf einer Betriebsversammlung vergangene Woche erklärt, dass "nur wenige Mitarbeiter" an der Manipulation beteiligt gewesen seien. (APA/Reuters, 14.10.2015)