Laut einer Studie, die in der nächsten Ausgabe des Journal of the American Society of Nephrology (JASN) erscheint, führen neu entdeckte Blutmarker möglicherweise zu einer verbesserten und früheren Diagnose von Nierenerkrankungen. Die Ergebnisse könnten es Medizinern ermöglichen, die Nierenfunktion ihrer Patienten genauer zu überwachen.

Die chronische Nierenerkrankung ist eine große Herausforderung des Gesundheitswesens: Rund ein Zehntel der erwachsenen Bevölkerung ist von ihr betroffen – zusammen mit anderen Faktoren kann sie zu Nierenversagen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und frühzeitigem Tod führen.

Zur Vermeidung von Komplikationen ist eine Früherkennung der chronischen Nierenerkrankung von wesentlicher Bedeutung. Die Nierenfunktion wird dabei meist anhand der Kreatininwerte im Blut bestimmt, wobei die Konzentration dieses Stoffwechselprodukts (Metabolit) im Blut allerdings erst dann erhöht ist, wenn die Nierenfunktion bereits um die Hälfte verringert ist. Hinzu kommt, dass der Kreatininspiegel auch von anderen Faktoren wie etwa der Muskelmasse abhängt.

Indikatoren für Nierenfunktion

Auf der Suche nach einem besseren Marker der Nierenfunktion untersuchten die Forscher die Konzentration von fast 500 Metaboliten im Blut mehrerer tausend Studienteilnehmer aus der allgemeinen Bevölkerung. Metabolite sind Produkte ständig laufender Stoffwechselprozesse und werden größtenteils durch die Nieren ausgeschieden. Ist die Nierenfunktion beeinträchtigt, kann die Konzentration dieser Metabolite im Blut ansteigen.

Sechs Metabolite wiesen eine besonders starke Korrelation mit der Nierenfunktion auf. Zwei von ihnen – Pseudouridin und C-Mannosyl-Tryptophan – erwiesen sich im Vergleich mit Kreatinin als mindestens ebenso gute Indikatoren für die Nierenfunktion, aber ohne einige der Nachteile von Kreatinin. Sie waren darüberhinaus hochgradig mit der Krankheitsprogression bei Patienten mit chronischer Nierenerkrankung korreliert.

"Die Kombination mit Daten zum Kreatininspiegel machen diese Marker zu vielversprechenden Kandidaten für die Weiterentwicklung der Nierenfunktionsbestimmung", sagt Forscherin Anna Köttgen. Die Diagnose der chronischen Nierenerkrankung werde verbessert, sodass Therapien optimiert und möglichen Komplikationen besser vorgebeugt werden kann. (red, 14.10.2015)