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Stonehenge, das berühmteste jungsteinzeitliche Bauwerk Großbritanniens, liegt knapp drei Kilometer von Durrington Walls entfernt.

Foto: AP/Alastair Grant

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Dort dürften die Erbauer dieses und zahlreicher weiterer Megalithstrukturen in der Umgebung gelebt und Feste gefeiert haben. (Im Bild: Überreste neolithischer Häuser in Durrington Walls).

Foto: EPA/Adam Stanford

York – Seit Jahrzehnten graben Archäologen in Durrington Walls, der nach heutigem Wissensstand einstmals größten steinzeitlichen Siedlung Nordeuropas. Schon 1967 wurden dort Überreste eines Steinkreises entdeckt. Das wahre Ausmaß dieser zu den Henge-Monumenten zählenden Megalithreihe offenbarte sich aber erst später: Wie Wissenschafter im September 2015 berichteten, dürfte es sich gar um die größte derartige Anlage Großbritanniens handeln.

Zudem liegt Durrington Walls nur 3,2 Kilometer von Stonehenge entfernt – und beherbergte einst mindestens 300 Gebäude. Die Vermutung liegt nahe, dass in dem neolithischen Dorf einst jene Menschen lebten, die über die Jahrhunderte auch Stonehenge und andere Monumente in der Umgebung erbauten und nutzten.

Anlassbezogene Speisen

Schon vor 5000 Jahren wurden in der Gegend Feste und Rituale abgehalten, und es gibt Hinweise darauf, dass Menschen auch aus weiter Entfernung herbeiströmten, um daran teilzunehmen. Nun förderte ein Archäologenteam der Universitäten York und Sheffield Details über die Essgewohnheiten bei diesen Feierlichkeiten zutage. Sie analysierten Essensrückstände in hunderten Gefäßfragmenten und zahlreiche Tierknochen, die in Durrington Walls und Umgebung gefunden wurden.

Wie die Forscher im Fachblatt "Antiquity" berichten, unterscheidet sich die Art der Speisen nach ihren Fundorten: In den bewohnten Bereichen des Dorfes fanden sich vornehmlich Überreste von Fleischspeisen, vor allem von Schwein und Rind. Auf den Zeremonienplätzen dürften hingegen fast ausschließlich Milchprodukte konsumiert worden sein.

Weit gereiste Tiere

Die teils sehr gut erhaltenen Überreste von Tierskeletten ließen vermuten, dass die Tiere in großer Zahl von Besuchern mitgebracht und vor Ort geschlachtet wurden, sagte der Archäologe Mike Parker Pearson: "Tiere wurden aus ganz Großbritannien hergebracht und bei großen Zusammenkünften geschlachtet und gegessen." Das Alter der Tiere zu ihrem Todeszeitpunkt spreche dafür, dass viele dieser Massenschlachtungen im Frühjahr und Herbst stattfanden – passend zu den großen Festen also.

Bei den Zeremonienstätten selbst fanden sich hingegen kaum Spuren von Fleischverzehr. Fragmente von Gefäßen weisen dafür häufig Spuren von Milchprodukten auf. Nach Ansicht der Forscher könnte das bedeuten, dass diese Güter nur einer kleinen Gruppe von Personen vorbehalten waren und möglicherweise in Zeremonien genutzt wurden. "Die Funde von Töpfen mit Milchrückständen an den Zeremonienstätten zeigen, dass bestimmten Produkten eine rituelle Bedeutung zukam, die über ihren bloßen Nährwert hinausging", so Pearson.

Organisierte Arbeitsgemeinschaft

Die kulinarischen Spuren würden insgesamt ein erstaunlich organisiertes Bild ergeben, ergänzte Oliver Craig, Erstautor der Studie. "Diese Feste waren allem Anschein nach besser organisiert, als wir für diese Zeit der britischen Geschichte angenommen hatten." Die Bewohner von Durrington Walls und die vielen Besucher hätten offenbar ein übereinkommendes Verständnis davon besessen, wie Lebensmittel zubereitet, konsumiert und entsorgt werden sollten. "Das alles deutet auf eine gut organisierte Arbeitsgemeinschaft hin", so Craig. (red, 19.10.2015)