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Plausch an der Outlinie zwischen Peter Stöger (li.) und Manager Jörg Schmadtke.

Foto: EPA/AJA HITIJ

Köln – Peter Stöger bot Schiedsrichter Bastian Dankert seine Brille an, Jörg Schmadtke schimpfte in den Katakomben wie ein Rohrspatz über die "Handball-Schiedsrichter": Nach einem der klarsten Handtore der deutschen Bundesliga-Geschichte richtete sich der Kölner Frust über die erste Heimpleite seit zehn Monaten mehr gegen die Unparteiischen als gegen "Volleyballer" Leon Andreasen.

"Ich habe dem Linienrichter meine Brille angeboten. Aber auch das hat er nicht gesehen", sagte Stöger. "Es ist – schönen Gruß an den DFB – ärgerlich, dass wir Handball-Schiedsrichter hier hatten und das Spiel mit einem Kempa-Trick entschieden wird", sagte Geschäftsführer Schmadtke nach dem 0:1 (0:1) gegen Hannover 96 und dem verpassten Sprung auf den Champions-League-Qualifikationsplatz. Andreasen hatte den Ball aus drei Metern gut sichtbar mit dem rechten Arm ins Tor befördert – doch Dankerts Pfeife blieb stumm.

"Ich bin normal ein fairer Spieler"

Der Sünder zeigte sich nach Ansicht der TV-Bilder reumütig. "Das ist ein klares Handspiel. Ich habe gespürt, dass mich etwas am Arm trifft, aber es ging alles sehr schnell. Das ist jetzt ein blödes Gefühl, ich bin normal ein fairer Spieler", sagte der Däne, der sein Team zum zweiten Sieg in Folge und so aus der Abstiegszone beförderte.

Der überragende Keeper Ron-Robert Zieler freute sich über einen "dreckigen Sieg" in seiner Geburtsstadt, Michael Frontzeck sprach von einem "glücklichen" Erfolg. Der 96-Trainer stritt auch ab, Andreasen beim gemeinsamen Jubel an der Seitenlinie von einer möglichen Handspiel-Beichte abgehalten zu haben: "Wir haben da nur über taktische Sachen gesprochen. Ich habe die Szene aus meiner Position nicht gesehen."

Viel mehr als über die mangelnde Fairness des Gegners regten sich die Kölner über den 35 Jahre alten Schiedsrichter aus Rostock auf. "Ich habe vor 14 Tagen gelesen, dass wir die besten Schiedsrichter der Welt haben, werde aber jede Woche eines Besseren belehrt", sagte Schmadtke.

Nach einer recht zähen Anfangsphase hatten die Kölner, die zuvor im eigenen Stadion seit dem 6. Dezember 2014 in 14 Duellen ungeschlagen waren, das Spiel gegen tief stehende Gäste in den Griff bekommen. Mitten in einer FC-Drangperiode fiel das irreguläre 0:1 nach Eckball von Hiroshi Kiyotake und Verlängerung von Christian Schulz. "Ich habe mit dem Pfiff gerechnet, alle im Stadion haben gesehen, wie es war", zeigte sich auch FC-Keeper Timo Horn verblüfft.

Viele Pfiffe

Nach der Pause wurde es entsprechend hitzig: Die Kunde von der Fehlentscheidung hatte sich inzwischen bis in die letzte Ecke herumgesprochen. Die Kölner Fans pfiffen bei nahezu jeder Gelegenheit, offenbar in der Hoffnung auf eine "Wiedergutmachung" des Unparteiischen.

Stöger brachte in der 57. Minute Milos Jojic und Simon Zoller als Verstärkung für die Offensive. Doch die FC-Spieler agierten nun immer hektischer. Und wenn es gefährlich wurde, wie durch Modeste (65., 86.), Jojic (68.) oder den eingewechselten Philipp Hosiner (76.), war der überragende Zieler zur Stelle. Hosiner scheiterte völlig frei stehend. "Wir haben uns für unseren Aufwand nicht belohnt, das ist schade", sagte Stöger: "Ein Punkt hätte uns moralisch gut getan."

Erster Heimsieg für Stuttgart

Dem VfB Stuttgart gelang im Abstiegskampf ein kleiner Befreiungsschlag. Die Schwaben feierten mit einem 1:0 gegen Ingolstadt den ersten Heimsieg und überhaupt erst den zweiten der laufenden Saison. Davor hatte es im eigenen Stadion vier Niederlagen in Serie gesetzt.

Das Tor erzielte Daniel Didavi aus Abseitsposition (59.). Stuttgart-Torhüter Przemyslaw Tyton parierte zudem einen Elfmeter von Mathew Leckie (4.). Die ÖFB-Teamspieler Florian Klein und Martin Harnik entschieden das Duell mit ihren Landsleuten Ramazan Özcan, Markus Suttner und Lukas Hinterseer sowie Ingolstadt-Trainer Ralph Hasenhüttl für sich.

Für die Ingolstädter war es die erste Auswärtsniederlage seit dem Aufstieg, sie liegen nun in der Tabelle auf Rang acht. Stuttgart verließ die Abstiegszone und verbesserte sich auf Platz 15. (sid, APA, 18.10.2015)