Foto: Bärlinpedälbättle / J. Blumberg
Foto: Bärlinpedälbättle / J. Blumberg
Foto: Bärlinpedälbättle / J. Blumberg
Foto: Bärlinpedälbättle / J. Blumberg

Eigentlich sollte hier etwas über das Radfahren in Berlin stehen. Über Lust und Leid mit Infrastruktur, Autofahrern und bevölkerten oder zugeparkten Radwegen. Bloß: Das wäre so erwartbar wie langweilig. Hier darum die Kürzestfassung: Radfahren ist – mit Ab- und Zustrichen – in etwa so wie in Wien. Fein bis krampfig – aber langsam, langsamer, am langsamsten wird es besser.

Spannender, weil in Österreich unbekannt, sind manche Begleitgeräusche der Berliner Radkultur. Oder kennt man hierzulande Ritterturniere auf Fahrrädern? Eben. Dabei fand die "Bärlin Pedäl Bättle" Anfang Oktober bereits zum vierten Mal statt.

Streitwagen

Geladen war "Volk in der Gewandung vor dem Jahre 1492" samt "plärrender Brut". Sowie Recken (und Reckinnen), die es in Outfits, die von opulenten Artus-Verfilmungen über die Ritter der Kokosnuss zum Impro-Harnisch des Mannes von la Mancha reichten, dann im Wortsinn heftig "krachen" ließen. Auf dem Rad, auf dem Bike-gezogenen Streitwagen – und ohne Rücksicht auf (eigene) Verluste.

Das Tjosten und Stechen im Detail zu beschreiben wäre für (Wiens) Bike-Phobiker aber vermutlich albtraumgenerierend: Zu sehen, wie treffsicher "ritterliche Rüpelradler" in voller Fahrt Lanzen ins Ziel bringen, kann Menschen, die Radfahrer nur als Gehsteig- und Fußgängerzonen-Rowdies wahrnehmen, schwer traumatisieren.

Andererseits: Bei Autofahrern und Autofahrerinnen, die nach dem Schneiden, Abdrängen oder Ausbremsen von Radfahrern bloß "Na, was willst denn jetzt tun?" höhnen, könnten Athleten der Disziplin "Stahlrossweitwurf" wohl Umdenkprozesse auslösen. Ganz egal auf welchem Turnierplatz. (Thomas Rottenberg, 20.10.2015)