Beirut/Amman – Die gegen die syrische Armee kämpfenden Rebellen haben nach eigenen Angaben Nachschub an Panzerabwehr-Raketen erhalten. Die Waffen aus US-Produktion kämen von Staaten, die gegen Assad seien, erklärten die Rebellen am Montag. Der Nachschub sei seit dem Beginn der Armeeoffensive um Aleppo am Freitag eingetroffen, bestätigten drei Rebellengruppen der Nachrichtenagentur Reuters.

Die syrische Armee wird nach Angaben der Aufständischen von Kämpfern der libanesischen Hisbollah und aus dem Iran unterstützt. Eine der Rebellengruppen, die nicht näher identifiziert werden wollten, erklärte, es komme zwar Nachschub an, der reiche aber nicht aus.

Die syrische Armee hat im Gebiet um Aleppo seit Freitag größere Geländegewinne gemacht. Am vergangenen Wochenende teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit, die Armee habe drei Dörfer südlich der Stadt zurückerobert. Im Osten versuche sie, die Belagerung des Luftwaffenstützpunktes Kweires durch Extremisten des "Islamischen Staates" (IS) und Rebellen zu durchbrechen.

Unterdessen planen die USA einen neuen diplomatischen Vorstoß zur Lösung des Syrien-Konflikts. Außenminister John Kerry sagte in Madrid, er werde sich in einigen Tagen mit seinen Kollegen aus Russland, der Türkei, Saudi-Arabien und Jordanien treffen. Bei den Gesprächen sollten Optionen erörtert werden, die zu einem politischen Wechsel in Syrien führen könnten.

Im russischen Außenministerium hieß es dazu, der Vorschlag Kerrys werde geprüft. Die Präsidentin des russischen Föderationsrates sagte in Genf: "Wir sind immer für Gespräche in jeglicher Form und wir glauben, dass Gespräche zur Bildung von Vertrauen und zur Kompromiss-Suche sehr wichtig sind."

Russland unterstützt mit Luftangriffen die syrische Armee in dem seit mehr als vier Jahren andauernden Bürgerkrieg. Ziel ist nach russischen Angaben der IS. Die Kampfeinsätze richteten sich nicht gegen andere Gegner von Präsident Bashar al-Assad, die von den USA unterstützt werden. Allerdings wurden nach Angaben der Opposition und westlicher Staaten vorwiegend Gebiete bombardiert, die nicht unter Kontrolle der IS sind.

Der saudi-arabische Außenminister Adel al-Jubeir hat den Iran unterdessen zu einem Ende seiner Einflussnahme in Syrien als Bedingung für gemeinsame Gespräche über eine friedliche Lösung des syrischen Konflikts aufgefordert. Der Iran müsse sich aus Syrien zurückziehen, keine Waffen mehr an die Assad-Regierung liefern und schiitische Milizen wie die Hisbollah aus dem Land abziehen. Das sagte Jubeir am Montag in Riad nach einem Treffen mit dem deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Jubeir warf dem Iran vor, eine "Besatzungsmacht" in Syrien zu sein. Steinmeier will Saudi-Arabien und den Iran an einen Tisch bekommen, um über Möglichkeiten für einen Frieden in dem Bürgerkriegsland Syrien zu beraten. Das lehnen die beiden verfeindeten Staaten ab.

Jubeir betonte, dass Assad aus der Sicht Riads keine Rolle in Syrien spielen und keinesfalls bis zu möglichen Wahlen im Amt bleiben dürfe. Steinmeier sagte dazu, "wahrscheinlich wird es kurzfristig so sein, dass wir keine Beruhigung in Syrien ohne Assad hinbekommen. Und dass es keine Zukunft für Syrien mit Assad gibt." Alle seien aber "der Meinung, dass es keine langfristige Zukunft mit Assad geben kann". Steinmeier urteilte nach seinen Gesprächen in Riad: "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es sehr schwer, die tiefen Gräben zwischen Riad und Teheran tatsächlich zu überbrücken." (APA, Reuters, 19.10.2015)