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Wechselseitige Respektbekundung zwischen Herrl und Hund am jährlichen Ehrentag des Hundes in Nepal. Wissenschafter vermuten, dass die ersten Wölfe vor gut 15.000 Jahren in Zentralasien gezähmt wurden.

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Ithaca/Wien – Hunde gehören rund um den Globus zu den treuesten und beliebtesten tierischen Begleitern des Menschen. Dank neuer genetischer und archäologischer Untersuchungen weiß man seit einigen Jahren auch sehr viel mehr darüber, wie der Mensch auf den Hund kam. Doch es gibt da einige Widersprüche.

Studien über die genetische Vielfalt heutiger Hunde kamen zum Schluss, dass ihr Ursprung in China liegt, und zwar vor höchstens 16.500 Jahren. Vergleiche mit der DNA von verschiedenen Arten von Wölfen wiederum legen nahe, dass es eurasische Grauwölfe waren, die damals gezähmt wurden. Die ältesten Überreste von Knochen, die heutigen Hunden stärker ähneln als Wölfen, fand man ebenfalls in Europa und Sibirien.

Doch wie passen diese genetischen und archäologischen Erkenntnisse zusammen? Ein internationales Forscherteam um Adam Boyko (Cornell University in Ithaca) unternahm nun einen neuen Versuch, den Ort und den Zeitpunkt der "Hundewerdung" zu konkretisieren.

Innovative Methodik

Ihre neue Studie im Fachblatt "PNAS" beruht zwar ausschließlich auf genetischen Daten, weist aber zwei wesentliche methodische Innovationen auf. Zum einen wurde im Gegensatz zu bisherigen Studien eine große Anzahl an DNA-Markern untersucht. Zum anderen analysierten die Forscher eine große Vielfalt an Vierbeinern rund um den Globus: 4676 reinrassige Hunde, die 161 Rassen angehörten, die wiederum vor allem europäischen Ursprungs sind. Dazu kamen 549 "Pariahunde" aus 38 Ländern – Hunde, die keine Besitzer haben und herumstreunen.

Die Analysen brachten einige nicht völlig unerwartete Erkenntnisse: Die Pariahunde sind genetisch vielfältiger als die reinrassigen Hunde. Und über den Globus verteilt ist der Einfluss des europäischen Hundeerbes unterschiedlich groß: Hunde in Ägypten, Vietnam oder Indien haben wenig europäische DNA, ansonsten ist diese recht dominant.

Die höchste genetische Varianz fanden die Forscher aber bei Pariahunden in und um Zentralasien. Diese Vielfalt legt nahe, dass die erste Domestizierung der Wölfe vermutlich in der Gegend der heutigen Mongolei oder in Nepal stattgefunden hat. (tasch, 19.10.2015)