Wien – Österreichs Pensionssystem hat ein Nachhaltigkeitsproblem. Zu diesem Attest kommt eine internationale Vergleichsstudie des Beratungsunternehmens Mercer. Von den geprüften Ländern belegt Österreich in Sachen Nachhaltigkeit den vorletzten Rang, dahinter liegt nur mehr Italien. Alle Kriterien zusammengenommen, kommt Österreich auf Platz 18 von 25.

Spitzenreiter des Melbourne Mercer Global Pension Index bleibt Dänemark, gefolgt von Australien und den Niederlanden. Schlusslichter sind Indien, Südkorea und Japan. Die Österreich-Ergebnisse wurden zusammen mit dem wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda Austria ermittelt. Neben staatlichen Rentensystemen und betrieblicher Altersversorgung wurden auch private Anlagen und Vorsorgemaßnahmen berücksichtigt.

Mit 52,2 liegt der Gesamtindexwert Österreichs in etwa im Bereich des Vorjahresergebnisses (2014: 52,8). Hauptgrund für das vergleichsweise schlechte Ergebnis ist der Bereich Nachhaltigkeit, in dem z. B. die Finanzierung des Rentensystems betrachtet wird.

Im Vergleich zu Schweden hat das österreichische Pensionssystem keine automatische Anpassung an demografische Entwicklungen wie eine höhere Lebenserwartung. Berücksichtigt wurde auch, welche Mittel zurückgelegt werden, um künftige Leistungen zu gewähren und nachfolgende Generationen zu entlasten. Hier zeigten sich im Ländervergleich enorme Unterschiede – von 1,8 Prozent des BIP in Indonesien und sechs Prozent des BIP in Österreich bis hin zu 160,6 Prozent des BIP in den Niederlanden und 168,9 Prozent des BIP in Dänemark.

"Das Einzige, das im Zusammenhang mit dem Mercer-Index auf tönernen Füßen steht, ist der Index selbst", kontert der Pensionsexperte der Arbeiterkammer, Wolfgang Panhölzl. Die Indexbildung sei seltsam, weil die Qualität des öffentlichen Pensionssystems überwiegend mit Fragestellungen über Zusatzpensionen erhoben werde. Das führe dazu, dass Deutschland bei der Angemessenheit der Pensionen weit vor Österreich rangiere, obwohl das Leistungsniveau der deutschen Rentenversicherung laut OECD um 40 Prozent unter dem Österreichs liege, echauffierte sich die AK. Österreichs Pensionssystem sei in Langfristperspektive gut abgesichert, die Aufwendungen würden bis 2060 im Vergleich zu 2014 um 0,5 Prozent des BIP steigen, obwohl es bis dahin um eine Million mehr Pensionsbezieher geben werde. (APA, red, 19.10.2015)