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Trudeau im Wahlkampf, hier in Vancouver.

Foto: REUTERS/Chris Wattie

Rede von Justin Trudeau nach dem Wahlsieg.

CBC News

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Der kanadische Premierminister Stephen Harper trat noch am Wahlabend zurück.

Foto: Reuters/Blinch

Ottawa – Die Kanadier haben ihren konservativen Premierminister Stephen Harper nach fast zehn Jahren im Amt abgewählt und einem 43-jährigen Newcomer das Vertrauen geschenkt. Die Liberalen mit ihrem Spitzenkandidaten Justin Trudeau gewannen bei der Parlamentswahl am Montag ersten Prognosen zufolge rund 40 Prozent der Stimmen und mehr als die Hälfte aller Wahlbezirke.

Dieses Ergebnis ermöglicht ihnen eine Mehrheitsregierung. Trudeau wird damit wohl Premierminister – wie es bereits sein Vater Pierre Trudeau mit einer Unterbrechung zwischen 1968 und 1984 war. "Es ist Zeit für Veränderungen in diesem Land, echte Veränderungen", sagte Trudeau vor hunderten Anhängern in Montréal. "Ich werde der Premierminister aller Kanadier sein." Trudeau verspricht eine "positive Politik" und will sich auf die Mittelklasse konzentrieren.

Debakel für Harper

Der bisherige Premierminister Harper, der Kanada seit 2006 regierte und seither zweimal wiedergewählt wurde, erlebte ein Debakel. Seine Konservative Partei bekam ersten Prognosen zufolge nur rund 32 Prozent der Stimmen und verlor mehr als 80 Parlamentssitze. "Das Ergebnis ist sicher nicht das, was wir uns erhofft hatten", sagte Harper vor hunderten Anhängern in der Ölmetropole Calgary. "Aber das Volk hat immer recht. Wir haben alles auf den Tisch gelegt, wir haben alles gegeben, und wir bereuen nichts."

Seine Amtszeit als Premierminister sei eine "unglaubliche Ehre" und eine "großartige Erfahrung" gewesen, sagte Harper, der Trudeau zum erfolgreichen Wahlkampf gratulierte und seinen Rückzug vom Parteivorsitz ankündigte. Parlamentsabgeordneter will der 56-Jährige jedoch bleiben.

Fiasko für Sozialdemokraten

Auch für die sozialdemokratische Neue Demokratische Partei (NDP), die in Prognosen vor der Wahl zeitweise Kopf an Kopf mit den beiden anderen Parteien lag, war die Wahl ein Fiasko: Sie landete mit knapp 20 Prozent abgeschlagen auf dem dritten Rang. Spitzenkandidat Thomas Mulcair gratulierte Trudeau und versprach, dass die NDP-Abgeordneten gut mit den anderen Parteien zusammenarbeiten würden.

Harper war im Wahlkampf vor allem wegen der schwächelnden Wirtschaft und seiner harten Haltung in der Flüchtlingskrise unter Druck geraten. In traditionell konservativen Provinzen wie Alberta galt er vielen Kanadiern jedoch weiter als Garant für Jobs und Aufschwung, während Trudeau mangelnde Erfahrung vorgeworfen wurde. Insgesamt waren rund 25 Millionen Menschen im flächenmäßig zweitgrößten Land der Welt aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. (red, APA, 20.10.2015)