Im Oktober erfreuen die Dahlien mit ihrer Blütenpracht.

Illustration: Dennis Eriksson

Die echten Gartler und Gärtnerinnen leben in Wahrheit nur für den Oktober. Denn wer Dahlien im Herzen trägt, liebt diesen Monat, es ist deren Monat. Wer Dahlien im Herzen trägt, gräbt im April deren Knollen ein. Und wer Dahlien im Herzen trägt, hat immer ein feines Sortiment an Pflanzenstützen lagernd.

Der Monat Oktober ist nicht zufällig der Monat der Dahlien. Er bringt bereits verlässlich jene kalten Nächte, die Dahlien für ihre Farbenpracht voraussetzend brauchen.

Ursprünglich aus Mexiko und Guatemala, freut sich die euasteride Coreopsidea, die selten aber doch Georgina genannt wird, über durchlässige Böden. Was sie gar nicht braucht, ist fettes, stickstoffreiches Erdreich. Wer zuviel düngt, tötet die Dahlien. Denn dann zerfallen deren Knollen und lösen sich auf. Zu viel Stickstoff bringt auch zu viel Blattmasse und zu wenige Blüten. Und die wenigen Blüten sind dann eher klein. Deshalb greift der Dahlienfreund vermehrt zu Kali und Phosphor, alle paar Jahre zu wirklich gut gereiftem Kompost.

Nach dem Frost ausgraben

Hat der erste Frost die Pflanze oberhalb der GOK (Geländeoberkante) gezischt, wie man unter Gartlerinnen zu sagen weiß, sind sie also erfroren und schwarz, dann gräbt der der Gartlerin zugeneigte Gärtner der Gartlerin die Dahlienknollen aus. Er legt diese in luftige Kissen und der Gartlerin nahe, die Knollen dunkel und kühl – der Keller böte sich an – zu überwintern.

Ab April dürfen die Knollen, eventuell zur Vermehrung geteilt, wieder heraus und in die Erde. Treiben die Dahlien dann aus, landen sie rasch in den gierigen Schlündern der Nacktschnecken. Man könnte meinen, diese hätten sich auf Dahlien spezialisiert. Wer das nicht erträgt, zieht seine Dahlien besser in Kübeln und Töpfen vor. Diese bieten ein bisschen Schutz vor den schleimigen Schmatzern.

Die Dahlie schmeckt allen

Sind die Pflanzen dann halbwegs kräftig, überstehen sie die Schneckenattacken besser. Aber nicht nur Schnecken essen Dahlien, sondern auch Menschen ernähren sich gegebenenfalls gerne von Dahlienknollen – selbst wenn dieser Genuss ein wenig in Vergessenheit geraten scheint. Die bunten Blütenblätter zieren Salate oder Butterbrote in Kodacolor oder pimpen Gelees oder Frischkäse jeglicher Herkunft.

Die uneingeschränkt schönste aller Dahlien heißt übrigens Sandra. Sie ist eine rosa Ball-Dahlie, ausgesprochen dicht gefüllt und besitzt spitz zulaufende Blütenblätter. Spitz im Detail, rund im Ganzen – das macht ihren besonderen Charakter und Liebreiz aus. Gezüchtet in den späten 1960er-Jahren hat sie heute, am 23. Oktober, Geburtstag – alles Liebe, Verehrteste! (Gregor Fauma, RONDO, 27.10.2015)