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Ein Blick in die Zukunft kann an der Börse sehr ertragreich sein.

Foto: APA/dpa/Frank Rumpenhorst

Frankfurt/Wien – Ein Königreich für eine Glaskugel. Bekanntlich wird an der Börse die Zukunft gehandelt, wie eine oft strapazierte Anlegerweisheit besagt. Schwierig wird dies dadurch, auch zutreffende Voraussagen treffen zu müssen- womit in der Praxis selbst Investmentprofis ihre liebe Not haben. Allerdings stehen bei der Prognosefindung Hilfsmittel zur Verfügung, welche die Treffergenauigkeit auch für Privatanleger entscheidend erhöhen können.

Konkret geht es um sogenannte Megatrends, also beispielsweise um die zunehmende Überalterung in den Industriestaaten oder die Erderwärmung, deren langfristige Ergebnisse bereits aus heutiger Sicht abzuschätzen sind. "Jedes Unternehmen, das solche Entwicklungen mit Dienstleistungen oder Produkten ausfüllen kann, wird langfristig überdurchschnittlich wachsen", beschreibt Walter Liebe, Anlagespezialist der Fondsgesellschaft Pictet, die Idee hinter Veranlagungen in Megatrends.

Megatrend oder Strohfeuer

Genau solche Unternehmen stellen schließlich den Traum aller Anleger dar – egal, ob sie wie Aktieninvestoren auf zukünftig deutlich höhere Gewinne hoffen, oder wie Besitzer von Unternehmensanleihen davon abhängig sind, dass die Emittenten Zins und Rückzahlung auch zeitgerecht leisten. Allerdings gilt es diese langfristigen Megatrends richtig auszumachen, um nicht einer kurzfristigen Modeerscheinung hinterherzujagen, die sich nur allzu bald als Strohfeuer entpuppt.

"Megatrends sind große – soziale, ökonomische, politische oder technologische – Veränderungen. Sie beeinflussen Unternehmen, die Volkswirtschaft, die Gesellschaft, Kultur und das Leben jedes Einzelnen", beschreibt Liebe dieses Phänomen. Dazu müssen aus seiner Sicht drei Charakteristika erfüllt werden: Der Zeithorizont der Entwicklung sollte sich über mindestens zehn bis 15 Jahre erstrecken. Der Trend sollte zudem eine breite Wirkung erzielen, also einen großen Teil der Menschheit betreffen, sowie einen großen Effekt nach sich ziehen.

Der nächste Schritt besteht darin, diese Trends mit jenen Unternehmen abzudecken, die von der zugrunde liegenden Entwicklung auch entsprechend profitieren. Dabei kann es auch zu sich widersprechenden Folgerungen kommen, welche berücksichtigt werden sollten. Ein Beispiel: Auf den ersten Blick sollten etwa Hersteller von Klimaanlagen von der Erderwärmung profitieren. Jedoch gelten diese Geräte wegen des hohen Energieverbrauchs und des Ausstoßes an Treibhausgasen als klimaschädlich.

Zudem sollten sich Investoren stets vergegenwärtigen, dass auch Megatrends keine Einbahnstraße darstellen, es also innerhalb einer langfristigen Entwicklung auch zu Auf- und Abschwüngen kommt. "Alle Anlagethemen haben unterschiedliche Zyklen, die nicht synchron verlaufen", erklärt Liebe.

Starke Schwankungen

"Es ist wahnsinnig schwer zu timen, wann welches Thema läuft. Änderungen erfolgen mitunter sehr abrupt und heftig", führt der Pictet-Experte weiter aus. Um diese Schwankungsfreudigkeit zumindest etwas abfedern zu können, legt Liebe Anlegern folgendes Vorgehen ans Herz: Einerseits die Veranlagungen über mehrere Megatrends streuen – sollte sich der eine in einem zyklischen Tief befinden, so wird dies durch andere kompensiert oder zumindest etwas geglättet. Zudem benötigen Investoren einen zeitlich entsprechend weiten Anlagehorizont, um von langfristigen Megatrends auch in vollem Umfang profitieren zu können. Drei bis fünf Jahre sind laut Liebe die absolute Untergrenze.

Neben den Schwankungen müssen Anleger in der Regel einen weiteren Preis bezahlen, nämlich tendenziell geringere Dividenden. Dies sollte à la longue aber durch Gewinn- und damit auch Kurssteigerungen überkompensiert werden. Denn in diesem Fall kommt eine weitere Börsenweisheit zum Tragen: The Trend ist your Friend. (Alexander Hahn, 22.10.2015)