Wenn ein Regierungschef eines demokratischen Landes so etwas sagt, macht er sich gemeinhin unmöglich.

Israels Premier Benjamin Netanjahu sagte, der Mufti von Jerusalem habe Hitler erst zum Holocaust angestiftet: "Hitler wollte zu diesem Zeitpunkt die Juden nicht ausrotten, er wollte die Juden austreiben. Und Haj Amin al-Husseini ging zu Hitler und sagte: ,Wenn Sie sie austreiben, kommen sie alle hierher.' 'Was soll ich mit ihnen tun', fragte er. Er sagte: 'Verbrennen Sie sie alle.'"

Der Mufti (religiöser Führer) war ein ganz übler Antisemit und Initiator von Judenpogromen in Palästina. Er traf auch tatsächlich mit Hitler in Berlin zusammen – am 28. November 1941. Zu diesem Zeitpunkt waren aber Massenerschießungen von Juden in der Sowjetunion seit Monaten im Gange. Die "Einsatzgruppen" hatten bereits mehrere hunderttausend Juden, auch Frauen und Kinder, ermordet. Die "erste Welle" des Holocaust war angelaufen.

Dazu brauchte Hitler keinen Mufti von Jerusalem. Das ist wissenschaftlich x-fach belegt. Und Hitler hatte schon zweieinhalb Jahre vorher in einer Reichstagsrede vom 30. Jänner 1939 für den Fall eines Weltkriegs die "Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa" angekündigt. Das war sein Lebensziel.

Dass ein Netanjahu die Verantwortung dafür quasi den Palästinensern zuschieben will, ist bei aller Erbitterung mit normalen politischen Maßstäben nicht mehr zu messen. (Hans Rauscher, 22.10.2015)