Berlin/Jerusalem/Wien – Die umstrittene Äußerung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, der Großmufti von Jerusalem Amin al-Husseini habe seinerzeit Adolf Hitler zur systematischen Vernichtung der Juden angestiftet, war nicht gerade dazu angetan, die jüngsten Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern zu mindern. Dennoch zeigte sich US-Außenminister John Kerry am Donnerstag einmal mehr vorsichtig optimistisch: Nach einem mehrstündigen Gespräch mit Netanjahu in Berlin sagte er, er rechne mit baldigen Fortschritten.
Er glaube, dass alle Beteiligten an einer Lösung interessiert seien. Netanjahu zeigte – wie schon nach einem Treffen mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel – weiterhin Härte und bezichtigte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas der Lüge und Hetze gegen Israel.
"Gemeinsame, starke Botschaft"
Am heutigen Freitag findet am Rande der Syrien-Konferenz in Wien (siehe oben) auch ein Treffen des Nahost-Quartetts statt. EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini erklärte, sie wolle gemeinsam mit Kerry, dem russischen Außenminister Sergej Lawrow sowie dem UN-Gesandten für Nahost versuchen, "eine gemeinsame, starke Botschaft an die Konfliktparteien auszusenden, dass sich die Situation beruhigen muss".
Seit Monatsbeginn nahm die Zahl von Anschlägen deutlich zu. Acht jüdische Israelis wurden dabei getötet. Außerdem wurden 50 Palästinenser getötet. Bei den meisten von ihnen handelte es sich um mutmaßliche Angreifer, andere wurden bei Protesten erschossen. (red, 22.10.2015)