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Immer mehr Indizien weisen auf einen baldigen Verkauf von Geschäftsteilen der Bank Austria an die Bawag hin.

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Wien – Dass die Unicredit die Bank Austria filetiert, dürfte auch mit dem Aderlass der letzten Jahre zu tun haben. Die Österreich-Tochter hat seit 2009 nicht nur keine Dividenden mehr nach Mailand ausgeschüttet, sondern jede Menge an Kapitalspritzen benötigt. Dazu zählen neben der bekannten Kapitalerhöhung im Jahr 2010 im Volumen von zwei Milliarden Euro zwei bisher nicht an die große Glocke gehängte Zuschüsse in der jüngeren Vergangenheit.

Wie aus einem Bericht der Ratingagentur Moody's hervorgeht, hat die Unicredit 2014 ganze 1,5 Milliarden Euro Ergänzungskapital nach Wien gepumpt, heuer folgten weitere 900 Millionen Euro. Letztere Zahlung wurde wegen der Unterkapitalisierung der ukrainischen BA-Tochter benötigt. Macht in Summe 4,4 Milliarden, mit denen die Italiener den Österreichern in den letzten fünf Jahren unter die Arme griffen. Das Ergänzungskapital sei aber insofern kein reiner Zuschuss, weil es auch auf Konzernebene anrechenbar sei, erklärte ein Sprecher.

Verkaufspläne weit gediehen

Die Pläne zur Demontage der Bank Austria sind offenbar schon weit gediehen. Sowohl gegenüber Kunden als auch in internen Managementsitzungen hat das Institut laut Standard-Informationen weitreichende Änderungen angekündigt. Auch dass Cerberus, der Eigentümer der Bawag, die Übernahme des Privatkundengeschäfts samt Integration des Bereichs kleinerer und mittlerer Unternehmen anstrebe, sei dem Topmanagement Mittwochabend kommuniziert worden, erzählt ein Eingeweihter. Unicredit-Chef Federico Ghizzoni und BA-General Willibald Cernko hatten die Aufseher in Notenbank und Finanzmarktaufsicht schon zuvor informiert.

Was von der Bank Austria bleibt, ist nach wie vor nicht ganz klar. Gerätselt wird, ob das Institut neben dem Privat- und Kleinfirmengeschäft auch das Kommerzgeschäft mit großen Unternehmen abgibt. Sowohl eine Veräußerung im Unicredit-Konzern an die Münchner Schwester HVB als auch an einen anderen deutschen Finanzriesen sollen im Gespräch sein. Allerdings meinen andere Stimmen aus dem Bankumfeld, dass der profitable Kommerzbereich wohl eher bei den Österreichern verbleiben werde.

Eigene Bankkonzession

Unabhängig vom Deal mit der Bank Austria soll die Bawag schon diverse Vorkehrungen getroffen haben. Damit das sensible Geschäft mit dem öffentlichen Sektor von einem Weiterverkauf der Bawag nicht betroffen ist, soll dieses ausgelagert werden. Um eine eigene Bankkonzession sei bereits angesucht worden – und zwar in Bratislava. (Renate Graber, Andreas Schnauder, 23.10.2015)