Washington – Die USA haben die umstrittene Holocaust-Äußerung von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu scharf kritisiert. Die "aufrührerische Rhetorik" müsse ein Ende haben, sagte der stellvertretende Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Eric Schultz, am Donnerstag.
"Ich denke, es gibt hier im Weißen Haus keinen Zweifel daran, wer für den Holocaust verantwortlich ist, der sechs Millionen Juden getötet hat." Der israelische Regierungschef hatte nahegelegt, dass die Palästinenser eine Mitverantwortung für den Massenmord an den Juden trügen.
"Zum Holocaust angestiftet"
Netanyahu hatte am Dienstag gesagt, dass der einstige Großmufti von Jerusalem, Haj Amin al-Husseini, Adolf Hitler zum Holocaust angestiftet habe. Hitler habe die Juden "damals nicht auslöschen wollen", sondern nur ausweisen wollen. Al-Husseini habe Hitler aber gesagt, dann kämen die Juden aus Europa "alle hierhin" – in das damalige britische Mandatsgebiet Palästina. Nach scharfer Kritik der israelischen Opposition und der Palästinenser, die ihm eine Verfälschung der Geschichte vorwarfen, ruderte Netanyahu wieder zurück.
Die Lage im Nahen Osten ist so angespannt wie seit Jahren nicht mehr. Bei einer Welle der Gewalt wurden seit Anfang Oktober fast 50 Palästinenser sowie ein arabischer und acht jüdische Israelis getötet. Außerdem wurden ein jüdischer Israeli und ein Eritreer getötet, die fälschlicherweise für Attentäter gehalten wurden. US-Außenminister John Kerry ebenso wie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bemühten sich am Donnerstag bei einem Gespräch mit Netanyahu in Berlin um eine Deeskalation. Am Vortag hatte bereits UN-Generalsekretär Ban Ki-moon mit ihm gesprochen. (APA, 22.10.2015)