Der Preis macht mir Sorgen. Schließlich ist es im Allgemeinen so, dass Menschen, die sich bei Crowdfundingprojekten "committen" bessere Preise bekommen, als diejenigen, die danach einsteigen. Und für rund 100 Euro bekomme ich im gepflegten Fachhandel sowohl ein vernünftiges Mützerl als auch eine brauchbare Stirnlampe – aber für viel weniger Geld gibt es die Luma-Active, die aus Graz kommende Kombipackung aus Kopfwärmer und "Hirnbirn", nicht: Obwohl die Hersteller und Entwickler schon nach zwei Tagen die 15.000 Euro zusammengebracht haben, die sie sie brauchen, um mit ihrer Outdoorlampe in Produktion zu gehen, (Liefertermin wäre dann Jänner 2016), könnte das eng werden.
Obwohl Konzept, Idee und Produkt einen Punkt treffen, meint Florian Schneebauer, einer der vier Initiatoren der Leuchtmütze. Seine Zielgruppe nennt er "leidgeprüfte Hobby-Sportler": "Wir haben oft nur in den frühen Morgenstunden oder in der Abenddämmerung Zeit für Outdoor-Aktivitäten. In der dunklen, kalten Jahreszeit war es bis jetzt mühsam, ohne großes Adjustieren mit ein paar Handgriffen loslaufen zu können. Die Stirnlampe drückte, rutschte und wackelte und war mit dem Handschuh nur schwer zu bedienen. Wir dachten, es muss eine bessere Lösung geben, die den Job erledigt und gleichzeitig optimalen Trage- und Bedienkomfort bietet. Die Idee von ‚Luma Active‘ war geboren."
Ja eh: Ein kleines Problem zu einem großen erklären – und es dann heroisch lösen. Aber so funktioniert das heute eben. Denn auch wenn rutschende Stirnlampen lästig sein können, war die Zahl der ob Wackelei & Fudelei weinend in der Landschaft stehenden, frustrierten Outdoor-Aktivisten doch enden wollend. Doch genau deshalb wird das Preisargument bei der "Lösung" dann schlagend… Aber schauen wir uns lieber das Produkt an.
Ich habe mit einem Protoytpen gespielt. Und war angetan: Die Mütze saß angenehm und gut. Dass da ins Band eine Lampe und ein Akublock eingearbeitet sind, spürte ich nicht einmal beim Aufsetzen wirklich.
Die Bedienung? Denkbar einfach: Ein längerer Druck auf den Batteriepack am Hinterkopf – und meine Stirn strahlt. Noch einer – und der Lichtmodus ändert sich. Mittellanges Drücken löst das gleiche Spiel hinten in Rot aus. Inklusive Blinkoption und Ladestandskontrolle. Nichts daran auszusetzen.
Für den "Hausgebrauch" sind die beiden Front-LEDs stark genug: Hunderunde, Laufen, Spazierengehen, Wandern, aber auch Indoor-Kabeleinziehen bei ausgeschaltetem Strom sind sicher kein Problem: Ich verwendet das Teil zwar (aus Zeitmangel) nur beim Müllrunterbringen – aber dass Weite und Breite des Kegels mir beim Laufen und allem oben genannten absolut genügen würden, erkannte ich auch da. Freilich: Am Rad oder auf Skitour wäre es mir wohl zu wenig.
Geladen wird die Luma Active über einen Micro-USB-Port. Dafür muss das Ding nicht einmal aus der Mütze (die es optional auch als Stirnband geben wird) herausgeholt werden. Obwohl: Problematisch wäre auch das nicht – sowohl Lampe als auch Batteriepack lassen sich einfach und schnell herausnehmen und wieder einsetzen – was auch die Frage "und wie wäscht man die Mütze?" beantwortet.
A propos Nässe: Das Gehäuse wird als "solide & wasserdicht" angepriesen. So fies, das Gegenteil an einem nach mir noch gebrauchten Prototypen eines Start-Ups herauszufinden zu versuchen, wollte ich aber nicht sein: Den "Ichschmeissdasteilinswasser"-Test ließ ich aus. Aber wenn das Ding eine Grönlandexpedition überstanden hat, wird es wohl was aushalten.
Insgesamt ein feines Teil, für das das Grazer Start-Up "Facts & Change" 15.000 Euro schnell beisammen hatte. Da Herstellung und Co angeblich in Österreich (und ein bisserl in Deutschland) stattfinden sollen, freue ich mich über den Erfolg.
Trotzdem habe ich Bedenken. Denn die Luma Active ist ein Kombi-Ding, dessen Komponenten ich separat nicht nur günstiger bei jeweils gleichwertiger Leistung bekomme, sondern dessen Bestandteile ich ohne einander auch universeller einsetzen kann: Eine normale Mütze, über die ich eine normale Stirnlampe schnalle, kann ich auch unter Kletter- oder Radhelm tragen. Und eine normale Stirnlampe am Helm befestigen.
Bei der "Luma" geht das nicht: Da wird dann der Preis zum Pferdefuß. (Thomas Rottenberg, 25.10.2015)