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Junge und ihr Handy. Wie schön wäre es doch, die Dinger zwischendurch einfach mal einzusammeln.

Foto: Reuters/MARK MAKELA

Neulich Abend hat mich Hanno Settele richtig schön vor meinem Fernseher abgeholt. Der ehemalige US-Korrespondent des ORF hat in bester oldschool-Fernsehreporter-Manier, die Jugend auf ihr Neue Medien-Verhalten abgeklopft. Über eine Stunde lang und immerzu kopfschüttelnd hat er zuerst eine junge Fashion-Youtuberin zuhause in Niederösterreich besucht und deren Eltern befragt, was sie vom Treiben ihres Mädchens im Netz so halten (die finden das übrigens toll!). Dann hat er via gefakten-Facebook-Account erkundet, was sich so tut, wenn man Anfang 20 und gutaussehend ist (genau, viele Männer sorgen sich, wie es einem so geht!) und zum Ende hat Settele einer ganzen pubertierenden Schulklasse die Smartphones für fast zwei Tage abgenommen. Das war der Zeitpunkt, wo ich vorm Fernseher laut "Bravo!" gerufen habe.

Bitte Handy abgeben!

Denn ich will auch ständig jemanden das Smartphone wegnehmen, ja, mein ganzes Privatleben besteht eigentlich hauptsächlich nur noch daraus. Und spätestens seit ich mich in der U-Bahn dabei ertappt habe, darüber zu phantasieren, wie es jetzt so wäre, wie Hanno Settele mit einer Plastikbox durch den Wagon zu marschieren und alle Jugendlichen höflich, aber bestimmt, aufzufordern, ihr Handy abzugeben, weiß ich wieder: Ich werde alt. Denn das Problem sind nicht (nur) die Mobiltelefone, sondern die Tatsache, dass die einen jung sind und die anderen alt.

Hormone und Haare

Man selbst versteht nicht mehr alles und erinnert sich leider kaum noch. Wie war das noch einmal mit der eigenen Pubertät? Wirklich lange her. Fast zu lange, um es noch zu wissen, wie verdammt unfair das ist, dass einem ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, an dem man kapiert hat, was eitel sein heißt, um für den Rest der Welt einfach gut auszuschauen, der Himmel, nein die Hölle, einem Schweißdrüsen, fette Haare, Haare an allen unmöglichen Stellen, Pickel, Mitesser und hormonell bedingte Gemütsschwankungen eines Manisch-Depressiven schickt. Danke auch! Wie schön, dass es zumindest Smartphones gibt, die einem in diesen dunkelsten Stunden mit jenem Rest der Welt verbinden, die auch mit diesem grausamen Schicksal geschlagen sind. Genau.

Und für alle Eltern und Älteren da draußen, die kein Verständnis zeigen, dass die Welt und die Pubertät eben so sind, folgt die Rache bestimmt – in Form einer zweiten, späten Pubertät. Die äußert sich auch sehr beschwerlich. Sie wissen es vielleicht schon: Midlife-Krise, Sexmuffel-Anfälle, widerspenstige Nasen- und Ohrenhaare, menopausale Gemütsschwankungen etc. Aber das ist dann eigentlich nur gerecht. (Mia Eidlhuber, 25.10.2015)