Die Frage, die sich nach der Niederlage der Reformer in der Synode stellt, ist folgende: Ist das auch eine Niederlage des Papstes – und wie geht es jetzt weiter? Die Antwort kann nur Franziskus selbst geben. Die Synode ist kein Konzil; ihre Vorschläge haben nur beratenden Charakter. Der Papst kann neue Regeln frei verfügen.

Sein Ziel kennt man: Franziskus will eine barmherzige Kirche, deren "erste Pflicht nicht darin besteht, Verurteilungen auszusprechen", wie er am Ende der Synode betonte. Dabei geht es dem Papst nicht um die Veränderung der katholischen Lehre. Zum Auftakt der Synode hatte Franziskus klargemacht, dass eine katholische Ehe zwischen Mann und Frau geschlossen werde und unauflöslich sei. Aber in der Praxis, also in der Seelsorge, müsse immer auch "die Möglichkeit des Scheiterns" einbezogen werden – und gescheiterten Eheleuten müsse die Kirche helfen, statt sie zu bestrafen. Das sei nicht zuletzt auch eine Frage des Tons.

Kein Rückenwind

Der Ton hat sich in der Synode tatsächlich verändert – es war viel von "Begleitung" und "Unterstützung" der Familien die Rede, auch der "unperfekten". Insofern hat der Papst zumindest ein Teilziel erreicht. Aber viele Katholiken in den westlichen Ländern mit ihren hohen Scheidungsraten erwarten von Rom mehr als schöne Worte. Sie wollen Taten sehen. Und genau hier liegt das Problem: Rückenwind für konkrete Reformen hat der Papst in den vergangenen drei Wochen nicht erhalten. (Dominik Straub, 27.10.2015)