Die erste E-Auto-Studie von Volvo aus dem Jahr 1976.

Foto: Volvo

Das nackige Ding ist die neue Architektur für die Volvo-Einstiegsbaureihe "40" – hier in Plug-in-Hybrid-Konfiguration.

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Was weiters kommt: E-Mobil mit kurzer Ladezeit.

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Drüben im Ausstellungsraum auf dem Volvo-Gelände in Göteborg fühlen wir uns kurz in Science-Fiction versetzt, in "Total Recall", 1990er-Verfilmung mit Arnold Schwarzenegger. Es gab dort eine automatisierte Personenbeförderungskiste namens Johnny-Cab, wo die steirische Eiche kurzerhand den androiden Taxiroboter – hm – terminierte und das Steuer selbst in die Hand nahm; ein erster Vorgeschmack auch auf mögliche Revolten gegen das automatisierte Fahren, auf das uns die Zunft derzeit massiv einschwört.

Jedenfalls, so ähnlich wie das Johnny-Cab wirkt das 1976 vorgestellte erste Versuchselektromobil der Schweden, und damit von der Vergangenheit der Zukunft in deren baldige Gegenwart: Mit dem kantigen Kasten hat das, womit Volvo Ende 2019 vollernstlich in die Elektromobilität einzusteigen gedenkt, ganz und gar nichts mehr zu tun. (Normtest-)Reichweite mehr als 500 Kilometer! Blitzschneller Ladevorgang! Wie der XC90 auf der großen Plattform basierend! "Wie wird das Auto aussehen?", fragt man spontan enthusiasmiert. "Sie werden es als Erster erfahren."

Plug-in-Hybride und Dreizylinder

Äh. Gut. Bremsen wir unsere Neugier, der Rest der bei diesem "Drive Electric"-Workshop gesammelten Infos klingt ja nicht minder spannend. Schlagworte: Künftig gibt es zu jeder Volvo-Baureihe auch eine Plug-in-Hybrid-Version. Ebenfalls in der Pipeline: Mild-Hybrid-Fahrzeuge auf Basis eines 48-Volt-Bordstromnetzes. Die Neuaufstellung bei den Verbrennungsmotoren findet mit 1,5-Liter-3-Zylinder-Benzinern einen vorläufigen Abschluss.

Damit nicht genug: Nach der Plattform für die großen und mittleren Volvos mit der Kennung 90 und 60 (jeweils Limousine, Kombi, Cross Country und SUV) signalisiert nun auch die für die 40er-Basisbaureihe komplett neu entwickelte kompakte modulare Architektur namens CMA baldige Startbereitschaft. Entwickelt wird sie momentan gemeinsam mit dem chinesischen Eigentümer Geely – der dann eigene China-Autos davon ableiten wird. Panta rhei, alles fließt, auch das Know-how.

Rekord-Verkäufe

Volvo jedenfalls sieht mit diesem Kraftakt, bei dem innert drei, vier Jahren die komplette Fahrzeugpalette erneuert wird und jene mit dem XC90 bereits angelaufen ist, Perspektiven, die dem derzeitigen güldenen skandinavischen Herbst gleichen: Heuer schon wird man eine halbe Million Volvos absetzen, klarer Rekord; 2020 sollen es 800.000 sein – davon nicht weniger als zehn Prozent teilweise oder ganz elektrifiziert.

Plug-in Hybrid ist derzeit groß im Trend, der Ansatz verbindet zwei Welten – Verbrennungs- und Elektromotor – und offeriert akzeptable elektrische Reichweiten (43 Kilometer beim XC90 T8) durch aufladbare Batterien. "Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust": Dieses Goethe'sche Prinzip wird auch auf die 2017 startende 40er-Reihe (V40, V40 Cross Country, XC40) übertragen und heißt dort T5 Twin Engine. Rahmendaten dieses Hochtechnologiepakets: 3-Zylinder-Otto mit 180 PS, E-Motor mit 55 kW, Systemleistung 255 PS, über 50 km E-Reichweite. Anders als beim Plug-in-XC90 handelt es sich nicht um einen Allradler, sondern einen Fronttriebler.

Mit dem Durchbruch der Teil- oder Vollelektrifizierung rechnet Volvo zwischen 2020 und 2025. Spätestens dann steht fest: Wir brauchen mehr Ladezone. Mit Total Recall, totalem Rückruf, rechnet niemand. Johnny, fahren Sie ... (Andreas Stockinger, 29.10.2015)