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Israel Vizeaußenministerin Tzipi Hotovely wünscht sich auf dem Areal des Tempelbergs die israelische Flagge.
Jerusalem – Die israelische Vizeaußenministerin Tzipi Hotovely hat mit der Äußerung für Aufsehen gesorgt, sie wolle die "israelische Flagge auf dem Tempelberg wehen sehen". Das Plateau sei "das Zentrum der israelischen Souveränität, in Israels Hauptstadt, der heiligste Ort des jüdischen Volkes", erklärte sie im Parlamentsfernsehen.
In dem aufgezeichneten Interview, das der Knesset-Kanal am Dienstag ausstrahlt, forderte Hotovely zudem erneut ein Gebetsrecht für Juden auf der Hochterrasse in der Jerusalemer Altstadt, auf der vor 1.300 Jahren der islamische Felsendom und die Al-Aksa-Moschee errichtet wurden. Die Vizeministerin leitet das israelische Außenministerium operativ, weil der Ministerposten unbesetzt blieb und formell von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mitübernommen wurde.
Netanjahu-Kabinett nicht auf Kurs
Die Äußerungen der nationalreligiösen Politikerin laufen den Bemühungen Netanjahus zuwider, einen Streit um die Nutzungsrechte auf dem Tempelberg zu entschärfen. Das Büro Netanjahus erklärte in der Nacht zum Dienstag, die gerade bekräftigte Haltung der israelischen Regierung zum Tempelberg habe "sich nicht geändert". Netanjahu habe allen Regierungsmitgliedern klargemacht, dass er von ihnen ein entsprechendes Verhalten erwarte, so das Büro.
Hotovely gehört zum rechten Flügel der Likud-Partei Netanjahus. Sie lehnt wie eine wachsende Zahl von Parteivertretern einen eigenständigen Palästinenserstaat ab und will das gesamte Westjordanland annektieren. Netanjahu hatte am Samstag den Status Quo auf dem Tempelberg wie folgt zusammengefasst: "Die Muslime beten dort. Und die Nicht-Muslime besuchen ihn."
Boykott von Bildungseinrichtungen
Mehr als 340 britische Akademiker wollen indes aus Protest gegen die israelische Palästina-Politik Bildungseinrichtungen in Israel boykottieren. Sie seien "zutiefst beunruhigt über Israels illegale Besetzung palästinensischen Landes, die untragbaren Menschenrechtsverletzungen, die es allen Teilen des palästinensischen Volks zufügt, und seine offenkundige Entschlossenheit, sich jeder realistischen Schlichtung zu widersetzen", heißt es in der ganzseitigen Anzeige, die am Dienstag im "Guardian" erschien.
Die Unterzeichner wollen nach eigenen Angaben keine Einladungen von akademischen Einrichtungen in Israel annehmen und Konferenzen meiden, die von diesen Einrichtungen bezahlt oder organisiert werden. Mit ihren israelischen Kollegen wollen sie demnach künftig individuell zusammenarbeiten, "bis der Staat Israel sich an internationales Recht hält und die universellen Prinzipien der Menschenrechte respektiert", hieß es weiter. (APA, red, 27.10.2015)