Sofia/Wien – Ein Kreuz auf dem Stimmzettel macht man in Sekundenschnelle, 50 Stunden aber dauerte am Ende die Schicht der Wahlhelfer in Bulgariens Hauptstadt Sofia. Dienstagvormittag, am zweiten Tag nach den Kommunalwahlen, wurden die meisten der noch 300 Stimmauszähler aus der Armeejez-Arena in Sofia freigelassen. Regierung und Oppositionsparteien verlangten den Rücktritt der Zentralen Wahlkommission.

Der Sprecher der Wahlbehörde versuchte gar nicht erst, das Chaos wegzureden: "Wir sollten uns nicht rechtfertigen", sagte Tswetosar Tomow dem TV-Sender Nova, "meine persönliche Meinung ist, dass es unsere Schuld ist." Vor der Wahl sei über eine Aufstockung des Personals in den drei größten bulgarischen Städten Sofia, Warna und Plowdiw diskutiert worden; doch eine Mehrheit dafür habe sich nicht gefunden.

Proteste und Tumulte

In der Armeejez-Arena – so benannt nach dem bulgarischen Versicherungsunternehmen, das den Namen der Halle pachtete – kam es zu Protesten und Tumulten, als klar wurde, dass die Wahlhelfer ihre Säcke mit den Stimmzetteln nicht abgeben konnten.

Es gab viel zu wenig Wasser und Proviant; am Montagabend wurden dann nur 50 Betten in die Halle gebracht. In Sofia wurde die konservative Bürgermeisterin Jordanka Fandakowa mit 60 Prozent für eine dritte Amtszeit gewählt, die Regierungspartei Gerb verlor aber die Mehrheit im Stadtrat. (mab, 27.10.2015)