Wien – Die Pläne, die die Mailänder Unicredit für ihre Österreich-Tochter Bank Austria (BA) wälzt, halten die Betroffenen auf Trab. Mittwoch voriger Woche habe BA-Chef Willibald Cernko stundenlang mit Konzernchef Federico Ghizzoni telefoniert, erzählt man, sei nun in die Überlegungen eingebunden. Bawag-Hauptaktionär Cerberus hatte zuvor in Mailand sein Interesse am Kauf des Retailgeschäfts der BA angemeldet.

Auch eine Aussprache mit der Belegschaftsvertretung hatte Cernko; der Betriebsratsfonds hält ja BA-Namensaktien und hat über sie, wie die Gemeinde-Wien-nahe AVZ-Stiftung, Mitspracherechte.

Sparpläne werden am 11. November veröffentlicht

Die Italiener, die am 11. November ihre (Spar-)Pläne für die Unicredit-Gruppe veröffentlichen, sollen in Österreich besonders die Personalstruktur (samt unkündbaren Mitarbeitern und alten Pensionsverträgen) sowie die IT als Problem identifiziert haben. Die IT war 2013 Gegenstand eines kritischen Prüfberichts der Nationalbank; gebündelt ist die IT aber in der Unicredit-Tochter Ubis.

Äußerst beschäftigt sind derzeit auch AVZ und Betriebsrat. Ihre Vertreter studieren den Bank-der-Regionen-Vertrag bzw. dessen Nachfolger "Rebora" (Restated Bank of the Regions Agreement). In dem Vertrag wurde beim Verkauf der BA an die HypoVereinsbank (HVB) fixiert, dass das Ostgeschäft bis 2016 zur Bank Austria ressortiert und selbige als Universalbank geführt wird. Anlässlich der HVB-Übernahme durch die Italiener wurde der Kontrakt 2006 geändert, die Italiener wollten den Österreichern diese Rolle nicht garantieren. Gegen sechs Monate "Vorwarnfrist" können sie ab April 2016 Bereiche abspalten; verkaufen aber nur mit Zustimmung der Miniaktionäre. Genau darum geht es nun.

Vermögen wurde versilbert

Das meiste Familiensilber der Bank Austria (wie ihr Sitz in der Wiener Schottengasse und andere Immobilien) wurde unter der Unicredit bereits verkauft. Eine Ausnahme bilden die Beteiligungen der banknahen B&C-Industriestiftung (etwa an Semperit und Lenzing). Die Italiener wollten auch sie versilbern, der zähe Streit endete 2008 mit einem Kompromiss. Die B&C-Stiftung hat der Bank Austria deren Genussrechte abgekauft, der Verkaufserlös kam Mailand zugute. Der damals amtierende BA-Chef, Erich Hampel, wurde bald darauf von Cernko abgelöst.

Er hat sich vorige Woche per E-Mail an alle Mitarbeiter gewendet; wies darin auf die Rolle der BA als Subholding für Osteuropa hin. Sie habe von 2000 bis 2015 rund 14,6 Mrd. Euro Vorsteuergewinn erwirtschaftet; die Kapitalerhöhungen aus Italien und die Nichtausschüttung von Dividenden hätten dazu gedient, die Kapitalbasis fürs Ostgeschäft sicherzustellen und die Regulatorien zu erfüllen, so Cernko sinngemäß. Nicht zuletzt sei die BA einzige Großbank Österreichs, die kein Staatskapital in Anspruch genommen hat. (Renate Graber, 28.10.2015)