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Platini (li.) und Blatter durchlebten miteinander schon bessere Zeiten.

Foto: REUTERS/Ruben Sprich

Zürich – David Nakhid aus Trinidad und Tobago wird – so viel steht vier Monate vor der Wahl in Zürich fest – nicht der neue Boss des Weltfußballs. Der 51-jährige Ex-Profi, der für sein Land immerhin acht Tore erzielt hat, gab zwar seine Bewerbung für die Kür am 26. Februar rechtzeitig ab. Sie barg allerdings einen üblen Schönheitsfehler. Einer der fünf Nationalverbände, die Nakhids Antreten befürworteten, hatte sich auch für einen der restlichen sieben Kandidaten eingesetzt und dies schriftlich bestätigt. Das Ad-hoc-Wahlkomitee der Fifa schied Nakhid, der sich als Anwalt der kleinen Fußballländer profilieren wollte, daraufhin aus, weil ihm nur vier Unterstützer blieben.

Der ballesterisch mit Abstand erfahrenste Kandidat wackelt bedenklich. Michel Platini, der Europameister von 1984, muss die Integritätsüberprüfung durch die Fifa-Ethikkommission überstehen, die allerdings diesbezüglich erst im Jänner aktiv werden kann, weil der Präsident des europäischen Verbandes (Uefa) wegen Korruptionsverdacht ja für 90 Tage suspendiert wurde.

Alle anderen sind besser

Geht es nach Joseph S. Blatter, dem ebenfalls suspendierten und also derzeit nicht amtsführenden Weltverbandspräsidenten, ist ohnehin quasi jedermann besser als sein Nachfolger geeignet als Platini. Der 60-Jährige, sagte der Schweizer in einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur Tass, sei für einen Gutteil der Brösel verantwortlich, die die Fifa derzeit hat. Der Franzose habe den Skandal provoziert, "von Anfang an war ich das Ziel der Attacken. Und arrangiert hat das alles Michel Platini. Es ist etwas Persönliches." Diese Aussage ist umso bemerkenswerter, als Platini seine persönlichen Brösel hat, weil er von Blatter Geld kassierte, das er angeblich als Berater verdient hat.

Der 79-jährige Racheengel aus dem Wallis, der fest entschlossen ist, den Wahlkongress noch selbst zu leiten, zeigt sich im Interview nach wie vor mit jenen Verbänden eins, die ihm jahrelang die Stange hielten. "Mindestens 140 Verbände können ohne die Fifa nicht überleben. Und diese Leute wollen jemanden, der mit der gleichen Idee vorangeht, dass der Weltfußball nicht nur die Champions League ist." Die meisten Kandidaten dächten so, "mit Ausnahme von Platini".

Auch dessen Generalsekretär, seinen Schweizer Landsmann Gianni Infantino, der als Europas zweite Wahl gilt, sollte Platini nicht rechtzeitig reingewaschen werden, goutiert Blatter als Nachfolger nicht. Europa habe mit Infantino bei der Wahl keine Chance, "die Mehrheit der Verbände mag ihn nicht".

Das Flehen der Verbände

Immerhin gestand Blatter nach dem Rundumschlag auch einen eigenen Fehler ein – wenn auch einen verzeihlichen. "Ich hätte den Mut aufbringen und mich nach der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien zurückziehen sollen. Aber mich haben fünf der sechs Kontinentalverbände angefleht zu bleiben." Es hätte schließlich die Angst geherrscht, "dass jemand aus Europa an die Macht kommt und die Uefa dann den gesamten Weltfußball kontrolliert".

Diese Gefahr jetzt ebenfalls zu bannen, zeigt sich Blatter eindeutig noch gewillt. (sid, lü, 28.10.2015)